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Tagebuchschreiben und seine Wirkungen auf die Psyche

    Studien (Pennebaker & Beall, 1986) haben bestätigt, dass Menschen, die über einen längeren Zeitraum über ein traumatisches Erlebnis schreiben, sich in der Folge im Vergleich zu einer Vergleichsgruppe körperlich und psychisch deutlich besser fühlten. Dieses expressive Schreiben kann sogar die Aktivität des Immunsystems fördert, was vor allem  bei Depressionen hilft, weniger zu grübeln, und auch Menschen, die Schreckliches erlebt haben, überwinden mit solchen Schreibübungen leichter eine posttraumatische Belastungsstörung. Aber auch gegen Prüfungsangst helfen Papier und Stift, denn StudentInnen, die vor einer Prüfung ihre Ängste aufschrieben, half gerade jenen mit starker Prüfungsangst am meisten. Expressive Schreiben hat nach Untersuchungen einen positiven Einfluss auf Übererregungssymptome und die Häufigkeit negativer Stimmung, kann jedoch keine Veränderung bewirken hinsichtlich eines positiven Affekts oder Depressivität. Wirksam sind dabei nicht die Selbstwirksamkeitserwartungen oder Strategien zur Emotionsregulation, sondern eher die wahrgenommene Intensität der Schreibsitzungen.

    Tagebuchschreiben hat für viele Menschen eine positive Wirkung und macht diese zufriedener und hilft ihnen beim Lösen von Problemen. Indem man seine Gedanken, Sorgen und Probleme aufschreibt, ist man gezwungen, sie zu strukturieren und zu ordnen, was zumindest kurzfristig entspannt und die Hilflosigkeit vertreibt. So fühlt man sich seinen Problemen weniger ausgeliefert und findet auch leichter Lösungen, denn sie werden durch die Verschriftlichung greifbarer.  Auch sollte man dabei auch glückliche und positive Gedanken und Erlebnisse notieren, da man so das Positive im eigenen Leben erneut durchlebt und sich bewusst macht, was es alles Schöne im eigenen Leben gibt.

    Im Zeit-zu-leben-Newsletter fanden sich einige Tipps zum Führen eines Tagebuchs, etwa zur Frage, worüber man denn schreiben soll: Was sind die zehn Dinge im Leben, die man sich noch verzeihen muss? Was ist der Lieblingsort und warum mag man diesen Ort so?

    Wenn man sich eine bestimmte Frage vornimmt und sie ganz ausführlich beantwortet, kommt man ein wenig tiefer als sonst und erfährt dabei u. U. neue Dinge über sich selbst. Man kann aber auch Verstand und Gefühl beim Tagebuchschreiben zusammenführen, denn wenn es drunter und drüber geht, eine schwierige Entscheidung ansteht oder man sich einfach unwohl fühlt, ohne so recht zu wissen wieso, dann hilft es, seine Gedanken zu sortieren und aufzuschreiben. Wer Tagebuch schreibt, denkt über sich nach und reflektiert sich selbst. Eine anregende Methode ist auch das Clustering, bei dem man seine Gedanken in kleine Kreise auf dein Papier schreibt. Der Vorteil ist dabei, dass man seine Gedanken ganz automatisch in kleinere überschaubare Portionen unterteilt und so leichter Lösungen für ein Problem findet. Wenn man dann zwischen den Gedankenkreisen Linien zieht, werden auch manche Zusammenhänge klarer, die vorher womöglich gar nicht bewusst waren.

    Literatur

    Pennebaker, J. W. & Beall, S. K. (1986). Confronting a traumatic event: Toward an understanding of inhibition and disease. J Abnorm Psychol, 95, 274-281.
    Stangl, W. (2011). Expressives Schreiben. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
    WWW: http://lexikon.stangl.eu/17025/expressives-schreiben/ (11-11-21)
    Stangl, W. (1998). Schreiben als Therapie. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOTHERAPIE/Schreiben-als-Therapie.shtml (98-09-21)
    http://www.zeitzuleben.de/7-inspirationen-tagebuchschreiben/ (16-08-08)