Zum Inhalt springen

Persönlichkeitsveränderung durch Selektion

    Wie Menschen zeigen auch Fische individuelle Verhaltensunterschiede, wobei Pantoja et al. (2020) an Zebrafischlarven gezeigt haben, dass sich ausgeprägte Persönlichkeitsmerkmale in der Gehirnaktivität nachweisen lassen, wobei eine gezielte Selektion diese Unterschiede bereits nach wenigen Generationen verstärken kann. So ruft ein lautes Geräusch bei einigen Tieren eine panische Fluchtreaktion hervor, während andere davon unbeeindruckt bleiben. Wiederholt sich dieses Geräusch, lernen Fische der einen Gruppe, es schnell zu ignorieren, während sich die anderen nie so recht daran gewöhnen können, wobei es zwischen diesen beiden Extremen eine ganze Bandbreite von Verhaltensweisen gibt. Als man jeweils nur Tiere innerhalb der extrem gelassenen und der extrem schreckhaften Gruppen verpaarte, unterschieden sich bereits nach zwei Generationen die Gehirne der schreckhaften Fischbrut deutlich von den Gehirnen der gelassenen Fischnachkommen.

    Interessanterweise zeigten die Nachkommen der beiden Fischgruppen aber nicht nur die erwarteten Unterschiede in ihren Schreckreaktionen, sondern die gelasseneren Fischnachkommen waren als Larven auch deutlich weniger spontan aktiv. Als Erwachsene gewöhnten sich diese Fische dann langsamer an eine neue Umgebung als erwachsene, schreckhafte Fische, wobei diese frühe Neigung zu ängstlichen Überreaktionen die spätere Stressreaktion eher dämpfte. In beiden Fischgruppen wurde der Dopamin-ausschüttende Teil des Hypothalamus im Zuge der Schreckreaktion aktiviert. Während diese Region in den gelassenen Fischen jedoch erst durch den Ton angeschaltet wurde, war sie bei den schreckhaften Fischen dauerhaft aktiv. Bereits nach zwei Generationen Verhaltensselektion schienen sich diese Tiere in ständiger Fluchtbereitschaft zu befinden.


    Zebrafischlarven sind nur ein paar Millimeter große Wirbeltiere, aber sie sind begabte Jäger von noch kleineren Organismen. Wenn ein Pantoffeltierchen in das Gesichtsfeld des Fisches schwimmt, dann orientiert er sich zu ihm hin, verfolgt es und fängt es, indem er es aufsaugt.

    Literatur

    Pantoja, C., Larsch, J., Laurell, E., Marquart, G., Kunst, M. & Baier, H. (2020). Rapid Effects of Selection on Brain-wide Activity and Behavior. Current Biology, doi:10.1016/j.cub.2020.06.086.






    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert