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Die kollektive Konzentration verkürzt sich durch die neuen Medien

    Da heute Nachrichten in Echtzeit auf Smartphones übertragen werden und sich die Reaktionen in den sozialen Medien in Sekundenschnelle ausbreiten, ist die öffentliche Diskussion darüber beschleunigt und zeitlich immer mehr fragmentiert. Lorenz-Spreen et al. (2019) haben in Längsschnittdatensätzen  (Twitter-Daten, Verkäufe von Kinokarten, Statistiken von Google Books, Zitationen in wissenschaftlichen Publikationen, Daten aus Google Trends, Reddit und Wikipedia), die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken, Gradienten und verkürzte Zeiträume in den Trajektorien, wie kulturelle Gegenstände kollektive Aufmerksamkeit erhalten, festgestellt. Die Ergebnisse bestätigen eine Beschleunigung und Verkürzung, wie Informationen verbreitet und konsumiert werden. Mit einem einfachen mathematischen Modell von Themen, die um die  kollektive Aufmerksamkeit konkurrieren, waren die ForscherInnen in der Lage, die vorliegenden empirischen Daten gut zu erklären. Die entwickelte Modellierung legt nahe, dass das beschleunigte Auf und Ab populärer Inhalte durch die Steigerung der Produktion und des Verbrauchs von Inhalten getrieben wird, was zu einer schnelleren Erschöpfung der doch begrenzten Aufmerksamkeitsressourcen der Öffentlichkeit führt. Im Zusammenspiel mit dem Wettbewerb um News entstehen dadurch steigende Fluktuationsraten und einzelne Themen werden in kürzeren Abständen behandelt. Die Daten bestätigen daher auch, dass es auf kollektiver Ebene immer mehr zu einer Verringerung der Aufmerksamkeitsspannen kommt. Übrigens blieb die Halbwertszeit wissenschaftlicher Publikationen relativ konstant.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Übrigens: Georg Franck meinte schon 1998 in seinem Buch “Ökonomie der Aufmerksamkeit“, dass Aufmerksamkeit metaphorisch gesprochen inzwischen zur Währung der Mediengesellschaft geworden ist, wobei er sich vor allem auf das Fernsehen bezog. Allerdings ist diese Aussage im Internetzeitalter wohl noch berechtigter, denn mit der Entwicklung zum Massenmedium geht es vorrangig darum, die Aufmerksamkeit eines konkreten Zielpublikums zu erhalten (Stangl, 2019).

    Literatur

    Lorenz-Spreen, Philipp, Mønsted, Bjarke Mørch, Hövel, Philipp & Lehmann, Sune (2019). Accelerating dynamics of collective attention. Nature Communications, 10, doi:10.1038/s41467-019-09311-w.
    Stangl, W. (2019). Stichwort: ‚Aufmerksamkeit‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
    WWW: https://lexikon.stangl.eu/8372/aufmerksamkeit/ (2019-04-17)






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