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Kennen Sie Zoom Fatigue?

    Zoom Fatigue bezeichnet die Müdigkeit und Erschöpfung von Menschen, die durch die Teilnahme an Videokonferenzen ausgelöst wird. Zoom Fatigue nennt sich demnach ein relativ neues psychisches Syndrom, das sich dank verstärkter Nutzung von Homeoffice und Telearbeit weit verbreitet hat, denn Videokonferenzen machen müde und zwar wesentlich mehr, als man das von Face-to-Face-Meetings kennt. Das liegt vor allem daran, dass Zoom, Skype, Facetime, Microsoft Teams und vergleichbare digitale Werkzeuge für Videokonferenzen die Konzentration des Einzelnen vor große Herausforderungen stellen.

    Ein Grund dafür ist das Setting, also etwa die Kameraposition, denn in den meisten Fällen ist die Kamera so platziert, dass man nicht gleichzeitig auf den Bildschirm und in die Kamera schauen kann, was vor allem die Kommunikation über die Augen und generell das Nonverbale behindert. Wenn bei solchen Meetings die nonverbalen Zeichen fehlen, sieht man nicht, wie ein Gesprächspartner auf das, was man sagt, reagiert, denn es fehlen nonverbale Hinweise, Mimik, kleine Gesten oder die Wahrnehmung der Haltung. Wenn man dann mit schnellem Blickwechsel versucht diesem Manko entgegenzusteuern, wird das im Vergleich zu Face-to-Face-Meeting sehr schnell anstrengend. Bei solchen Konferenzen gibt es auch selten Pausen zum Nachdenken, etwa für das Überlegen oder für Rückfragen. Auch kann man in bewegten Bildern von der Größe einer Kreditkarte Menschen nicht richtig erkennen, was im normalen Gespräch auf natürliche Weise vermittelt wird, was eine ständige unbewusste Anstrengung beim Versuch erzeugt, die andere Person im Mikroformat doch zu lesen. Hinzu kommt durch den ständigen Blick auf den Bildschirm auch eine Ermüdung der Augen. Dieses Phänomen der digitalen Augenbelastung ist allerdings schon seit den vielen Jahren der Bildschirmarbeit weit verbreitet (trockene Augen durch geringer Blinkfrequenz, Probleme bei der Wahrnehmung von Tiefe und Entfernung des Bildschirms), wobei typische Folgen dieser Computerarbeit schmerzende oder müde Augen, Kopfschmerzen, verschwommene Wahrnehmung, Schmerzen in den Muskeln der Schultern und des Nackens sind. Diese Effekte wirken sich noch stärker aus, wenn der Bildschirm etwa wie beim Smartphone oder Tablet zu klein ist und die Kopfposition oder der Abstand zum Bildschirm nicht angemessen gewählt werden kann.

    Man weiß auch, dass kleine Verzögerungen bei der Sprachübertragung (Asynchronität), die man bewusst kaum bemerkt, schwerwiegende Auswirkungen haben können, denn diese machen nach einschlägigen Untersuchungen die andere Person weniger sympathisch, lässt sie als weniger aktiv, als weniger glücklich, als weniger autonom, als weniger ehrgeizig und weniger diszipliniert erscheinen.

    Da das menschliche Gedächtnis assoziativ arbeitet, d. h., es verbindet Dinge, Inhalte, Erfahrungen mit der Umgebung, also etwa dem Raum, dem Geruch, der Stimmung, der Kleidung usw., kann es sich später auch viel weniger detailreich an solche Besprechungen erinnern. Hinzu kommt, dass wenn man den ganzen Tag in der eigenen Wohnung verbringt und nur von der Küche zum Laptop geht oder auf das Sofa umzieht, die externen Reize dafür durch die Wiederholung ausgehen, um Erinnerungen nachhaltig zu speichern. Je besser man nämlich die Umgebung kennt, in der man tätig ist, desto mehr Prozesse werden automatisch und unbewusst ausgeführt, sind also durch die täglichen Routinen wenig geeignet, einen Anker für Erinnerungen zu bilden.

    Näheres dazu unter Zoom Fatigue.

    Auf der Website von Leonhardt Wolff fand ich einige nützliche Tipps, die die Erschöpfung des Zooms verringern können:

    • Gehen und sprechen: Schalten Sie das Videobild aus, setzen Sie ein Headset auf und gehen Sie während einer Konferenz oder eines Gesprächs spazieren. Es stimuliert den Hippocampus, besonders wenn Sie eine unbekannte Route wählen. Sie erhalten auch Bewegung, Tageslicht und frische Luft. Und sie versuchen nicht umsonst, die Gesichter ihrer Kollegen zu lesen. Natürlich müssen Sie dem zuerst zustimmen.
    • Holen Sie sich einen Laptopständer, damit Sie während der Videokonferenz nicht immer in einen Winkel schauen. Und Sie können den Augenarzt oder Optiker fragen, ob eine spezielle Computerbrille helfen würde.
    • Wenn Sie einen Fernseher oder Projektor haben, versuchen Sie eine Videokonferenz mit einem größeren Bild, vielleicht sogar von der Couch aus – ein HDMI-Kabel vom Laptop sollte den Trick tun. Dann können Sie die Gesichter der Menschen, mit denen Sie sprechen, besser lesen und haben weniger Aufwand.
    • Das Umschalten auf die Freisprecheinrichtung, die von vielen Videokonferenzsystemen angeboten wird, kann ebenfalls hilfreich sein. Wenn die Person, die Sie hören, das Bild ausfüllt, verstehen Sie sie besser.
    • Unter bestimmten Umständen lohnt es sich sogar, die Internetbandbreite Ihres Hauses zu aktualisieren – schon allein, damit Sie von Ihren Mitarbeitern und Kollegen besser empfangen werden.
    • Bringen Sie bewusst Abwechslung in den Alltag. Essen Sie nicht vor Ihrem Laptop, wechseln Sie nicht öfter das Zimmer und machen Sie das Wochenende definitiv ganz anders als bei Ihrer täglichen Arbeit. Machen Sie einen Spaziergang, trainieren Sie, arbeiten Sie im Garten, renovieren Sie, spielen Sie Musik, spielen Sie Videospiele oder was auch immer: Machen Sie etwas anderes. So oft wie möglich.
    • Bewegung hilft im Allgemeinen: Sie sorgt für Abwechslung, sorgt dafür, dass andere Teile des Gehirns genutzt werden, hält Sie körperlich frischer, hilft gegen Verspannungen und trägt zu einer besseren Schlafqualität bei – und damit indirekt auch zu einem besseren Gedächtnis. .

    Literatur

    https://info-marzahn-hellersdorf.de/corona-es-hilft-gegen-erschoepfung-des-schlosses/ (20-11-30)