Menschen haben generell die Neigung, immer und überall nach verborgenen Mustern zu suchen, sodass sie letztlich auch dazu tendieren, Zusammenhänge zu vermuten, wo in Wahrheit nur der Zufall am Werk ist. Diese Eigenschaft führt Menschen unter anderem zu Wahrsagern oder lässt sie auch vorschnell Verschwörungstheorien auf den Leim gehen. Vor allem liegt es aber an den Funktionen des Gehirns, denn das menschliche Gehirn ist darauf trainiert, Muster zu erkennen, was evolutionär von Vorteil ist, denn sonst würden sich Menschen in einer immer komplexer werdenden Welt nicht zurechtfinden. Das fängt beim Sprechenlernen an, denn schon acht Monate alte Babys suchen nach Mustern in der Flut an auf sie einströmenden Silben und lernen so ihre ersten Wörter, aber auch Erwachsene suchen noch immer nach Mustern und Erklärungen, etwa wenn sie gerade an jemanden denken, den sie lange nicht gesehen haben und genau in diesem Augenblick ruft dieser Mensch an. Dass Menschen ein solches Ereignis dann mit dem Erklärungsmuster „Gedankenübertragung“ erklären, liegt am Gesetz der großen Zahlen, denn wie oft wurde man angerufen und hat nicht gerade an diesen Anrufer gedacht bzw. wie oft hat man an jemanden gedacht, und der- oder diejenige hat dann nicht angerufen? Wenn die Menge der möglichen Ereignisse groß genug ist, werden auf den ersten Blick unwahrscheinliche Dinge wahrscheinlicher. Besonders in Krisenzeiten sind Menschen für solche simplen Erklärungsversuche anfällig, denn Menschen wünschen sich eine vorhersehbare Welt, wo Ereignisse unter Kontrolle bleiben und irgendwie einfach erklärbar bleiben.
Literatur
Stangl, W. (2011). Stichwort: ‚Pareidolie‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/17295/pareidolie/ (11-01-24)