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Wie schwierig ist es, ein Gespräch zu beenden?

    Soziale Beziehungen sind für das physische und psychische Wohlbefinden unerlässlich, und Gespräche sind das wichtigste Mittel, um sie zu erreichen. Doch weiß man wenig darüber, wie Gespräche beginnen, wie sie sich entfalten oder wie sie enden. Mastroianni et al. (2021) haben versucht, dieses Defizit zu beheben, und es zeigte sich dabei, dass Gespräche fast nie dann enden, wenn jemand es will. In zwei Studien bat man die Gesprächspartner zu berichten, wann sie das Ende eines Gesprächs wünschten, und zu schätzen, wann ihr Partner – in einer Studie ein Vertrauter und in einer anderen Studie ein Fremder – das Ende wünschte. Die Ergebnisse zeigten, dass Gespräche fast nie dann endeten, wenn beide Gesprächspartner dies wünschten, und selten, wenn auch nur ein Gesprächspartner dies wünschte, und dass die durchschnittliche Diskrepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher Dauer etwa die Hälfte der Gesprächsdauer betrug. Die Gesprächsteilnehmer hatten kaum eine Vorstellung davon, wann ihre Partner das Gespräch beenden wollten und unterschätzten, wie sehr die Wünsche ihrer Partner von ihren eigenen abwichen. Diese Studien deuten darauf hin, dass das Beenden von Gesprächen ein klassisches Koordinationsproblem darstellt, das Menschen nicht lösen können, weil sie dazu Informationen benötigen, die sie normalerweise voneinander fern halten. Gespräche zu beenden ist vermutlich deshalb so schwierig, weil der Gesprächspartner meist ebenso höflich ist wie man selbst und keine Signale aussendet, ob er das Gespräch gerne beenden möchte. In den seltensten Fällen wollen beide Gesprächspartner das Gleiche, gehen also mit der gleichen Einstellung und den gleichen Zielen in ein Gespräch.

    Literatur

    Mastroianni, Adam M.,Gilbert, Daniel T., Cooney, Gus & Wilson, Timothy D. (2021). Do conversations end when people want them to? Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.2011809118.