Am selben Platz verharrend, bin ich beinahe unfähig zu denken.
Jean Jacques Rousseau
In der Zeit der griechischen Philosophen war Gehen das übliche Fortbewegungsmittel, denn so unterrichtete Sokrates auf öffentlichen Plätzen und Straßen Athens seine Schüler und Mitbürger. Er wandelte mit seinen Schülern umher, denn Gehen war Teil seiner Pädagogik. Etwa zur selben Zeit sagte der Arzt Hippokrates: „Gehen ist des Menschen beste Medizin.“
Die philosophische Schule von Aristoteles hieß Peripatos nach der Wandelhalle, in der der Unterricht stattfand. Ganzheitliches Lernen braucht nach dieser Schule auch leibliche Bewegung und bildet die Grundlage von Gesundheit und Ausgeglichenheit. In mittelalterlichen Klöstern findet sich als deren Zentrum der Kreuzgang, in dem Gehen seinen spirituellen Ausdruck fand und bis in die architektonische Struktur hinein wirkt, denn der Kreuzgang ist Ort der Kontemplation, des Gesprächs und der Erholung im Gehen.
Schauspieler lernen ihre Texte am besten im Gehen. Wenn Menschen über etwas sehr konzentriert nachdenken, gehen sie häufig ganz unbewusst im Raum herum, denn der Körper ist von der Natur aus nicht dafür gebaut, längere Zeit zu sitzen.
Siehe dazu Lernen beim Spazieren gehen und Bewegung bringt Schwung ins Lernen.
Spazierengehen hat zahlreiche positive Effekte auf Körper und Geist, insbesondere für ältere Menschen. Schon kurze tägliche Bewegungseinheiten fördern die Durchblutung des Gehirns, regen die Bildung neuer Nervenzellen an und verbessern sowohl kurzfristig die Aufmerksamkeit als auch langfristig die Merkfähigkeit. Besonders wirksam ist moderate Bewegung, da intensive Belastung Stresshormone freisetzen kann, die der geistigen Leistungsfähigkeit eher schaden. Studien zeigen zudem, dass regelmäßige Bewegung zur Vorbeugung von Demenz beitragen kann. Kombiniert man körperliche Aktivität mit geistiger Anregung – etwa durch Denkaufgaben während des Gehens –, lässt sich der Effekt noch verstärken. Solche „Gehirnspaziergänge“ können individuell oder in Gruppen durchgeführt werden und beinhalten Übungen wie Kopfrechnen, rückwärts Buchstabieren oder auch kreative und philosophische Denkaufgaben.