Angeblich wächst die Menge des für Menschen verfügbaren Wissens immer schneller und verdoppelt sich laut dem britischen Wissenschaftler Richard Bruckminster Fuller jedes Jahr, und in zehn Jahren könnte es nur noch einen Tag dauern, bis sich die Menge des Wissens verdoppelt. Daraus wird gefolgert: „Wenn Schüler dann in einer Schulstunde etwas auswendig lernen, ist es bereits veraltet, wenn es zur grossen Pause läutet. Daher ist es wichtig, dass die Schüler lernen, mit dieser Flut von Informationen umzugehen.“
Diese These von Richard Bruckminster Fuller ist IMHO Unsinn, denn das grundlegende Wissen der Menschen nimmt trotz der großen Masse an Forschungen und Forschern heute nur noch marginal zu. Was als Wissenszuwachs erlebt wird ist in der Regel nur die heute grassierende Multiplikation durch unzählige Medien. Betrachtet man etwa die wissenschaftliche Psychologie, so findet man in den letzten Jahrzehnten keine grundlegenden Erweiterungen des seit etwa hundert Jahren bestehenden Wissens um die Psyche des Menschen. Lernen oder Vergessen etwa findet noch immer nach jenen Regeln statt, die man schon in den fünfziger Jahren in psychologischen Lehrbüchern finden konnte.
Auch die hochgelobte und hochfinanzierte Gehirnforschung hat in diesem Bereich nichts wirklich substanziell Neues beitragen können. Was Wissenschaften im humanen und sozialen Bereich heute forschungsmäßig leisten, ist in der Mehrzahl nur ein Graben und Tüfteln in Details, die dann keiner Replikation widerstehen, soferne bei der bestehenden Neu-Gier eine solche überhaupt angedacht wird.