Estes & Streicher (2021) haben in einer Untersuchung gezeigt, dass die physikalischen Eigenschaften von Einkaufswagen das Kaufverhalten und die Ausgaben beeinflussen können. Frühere Untersuchungen zur Ergonomie zeigten, dass Standard-Einkaufswagen, die über eine horizontale Lenkstange geschoben werden, eher die Armstreckmuskeln (Trizeps) aktivieren, wobei andere Untersuchungen zur Aktivierung der Armmuskulatur darauf hindeuteten, dass die Aktivierung der Armstrecker weniger Einkäufe auslösen kann als die Aktivierung der Armbeuger (Bizeps). Daraus könnte man ableiten, dass Standard-Einkaufswagen suboptimal für die Stimulierung von Käufen sein könnten.
Nachdem man in einem Experiment Einkaufswagen mit parallelen Griffen ausstattete, die wie eine Schubkarre oder ein Rollator zu bewegen sind und mehr die Beugemuskeln aktivieren, zeigte sich, dass diese den Umsatz in einem breiten Spektrum von Produkten signifikant und erheblich steigerten. Die Ergebnisse schienen auch nicht auf die Neuartigkeit des Einkaufswagens selbst zurückzuführen zu sein.
Hinzu kommt ein weiterer Trick: In den Supermärkten werden die Kunden bekanntlich durch ausgeklügelte Strategien zum Weiterkaufen animiert, die von der Platzierung der Produkte über die Größe der Einkaufswagen bis hin zur Musik im Laden reichen. So verläuft der Weg vom Eingang bis zur Kasse in den meisten Märkten gegen den Uhrzeigersinn. Dieser Effekt ist vor allem auf die Präferenzen von Rechtshändern beim Greifen und Lenken von Einkaufswagen zurückzuführen, da es für Rechtshänder, die die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, einfacher ist, den Einkaufswagen nach links durch die Gänge zu schieben. Für den Kunden ist es daher durch die Enge oft auch nicht einfach, gegen die vorgegebene Einkaufsrichtung im Supermarkt einzukaufen, da ein Richtungswechsel und das Laufen gegen den Strom in der Regel als unangenehm empfunden wird.
Literatur
Estes, Zachary & Streicher, Mathias C. (2021). Getting a Handle on Sales: Shopping Carts Affect Purchasing by Activating Arm Muscles. Journal of Marketing, doi:10.1177/00222429211061367.