Nach einer Organtransplantation wird immer wieder über Persönlichkeitsveränderungen von operierten Personen berichtet, wobei solche Veränderungen am häufigsten bei Empfängern von Herztransplantaten beschrieben werden. Carter et al. (2024) wollten untersuchen, ob Persönlichkeitsveränderungen nach einer Organtransplantation auftreten und insbesondere, welche Arten von Veränderungen bei Empfängern von Herztransplantaten im Vergleich zu anderen Organempfängern auftreten. Es wurde eine Querschnittsstudie durchgeführt, bei der 47 Teilnehmer (23 Herztransplantierte und 24 andere Organempfänger) eine Online-Umfrage durchführten. 89% aller Transplantatempfänger berichteten über Persönlichkeitsveränderungen nach der Transplantation, die bei Herz- und anderen Organempfängern ähnlich waren. Die einzige Persönlichkeitsveränderung, die sich statistisch signifikant zwischen Herz- und anderen Organempfängern unterschied, war eine Veränderung der körperlichen Merkmale. Bei anderen Arten von Persönlichkeitsveränderungen wurden Unterschiede zwischen diesen Gruppen festgestellt, aber die Anzahl der Teilnehmer in jeder Gruppe war zu gering, um statistische Signifikanz zu erreichen.
Insgesamt deuten die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Gruppen darauf hin, dass möglicherweise nicht nur Herztransplantierte nach einer Transplantation Persönlichkeitsveränderungen erleben, sondern dass solche Veränderungen nach der Transplantation jedes Organs auftreten können. Mit Ausnahme der körperlichen Merkmale waren die Arten der berichteten Persönlichkeitsveränderungen in beiden Gruppen ähnlich, so dass diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass Empfänger einer Herztransplantation nicht die einzigen sind, die über Persönlichkeitsveränderungen nach einer Organtransplantation berichten.
Es ist jedoch schwierig, Hypothesen zur Erklärung von Persönlichkeitsveränderungen nach einer Organtransplantation aufzustellen, wobei einige besagen, dass die Veränderungen rein psychologischer Natur sind, da es sich um einen Placebo-Effekt handeln könnte, bei dem die Freude über den neuen Lebensabschnitt die Betroffenen in eine positivere Stimmung versetzt. Einige Transplantatempfänger berichteten sogar von Schuldgefühlen gegenüber dem verstorbenen Spender. Eine biochemische Erklärung für diese erstaunlichen Nebenwirkungen von Organtransplantationen könnte sein, dass in den Zellen der Organe Erinnerungen gespeichert sind, die dann auf den Empfänger übertragen werden. Auch eine Übertragung über Neuronen könnte eine Ursache sein, was vor allem Herzpatienten betrifft, da im Gehirn und im Herzen die gleichen Botenstoffe zu finden sind.
Literatur
Carter, Brian, Khoshnaw, Laveen, Simmons, Megan, Hines, Lisa, Wolfe, Brandon & Liester, Mitchell (2024). Personality Changes Associated with Organ Transplants. Transplantology, 5, 12-26.