Brüste sind ein einzigartiges Merkmal des menschlichen Körpers, denn Frauen müssen von Pubertät an permanent Brüste mit sich herumtragen, während anderen Säugetieren das Brustgewebe nur für die Dauer von Schwangerschaft und Stillzeit schwillt. In der Natur ist die Menschenfrau also die einzige Erscheinung in der biologischen Unterabteilung Säuger, die auch dann einen prallen Busen trägt, wenn sie nicht stillt. Auch Affenweibchen haben runde Brüste, doch sie verschwinden schnell zu einer verödeten Fläche, sobald der Nachwuchs sie nicht mehr nötig hat. Den wichtigsten Anlass zum Wachstum des Busens, so vermuten Anthropologen, gab der aufrechte Gang: Weil sich der Mensch von allen Vieren aufgerichtet hat, verschwand die Vagina zwischen den Beinen und war deshalb einfach nicht mehr so anziehend wie vorher. Stattdessen übernahm mit der Brust ein anderer Teil des Körpers die Funktion als erotisches Werbeplakat der Frau.
Das „Projekt Mieder“ in Deutschland hat 2001 gezeigt, dass die Frauen immer mehr Oberweite haben. Im Auftrag der Forschungsgemeinschaft Bekleidungsindustrie wurden vom Bekleidungsphysiologischen Institut Hohenstein im baden-württembergischen Bönnigheim über 1500 Mädchen und Frauen mit Hilfe eines 3-D-Bodyscanners vermessen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Körperproportionen der Frauen seit der letzten Reihenmessung im Jahre 1983 drastisch verändert haben. Danach ist ein deutlicher Trend zu größeren BH-Größen festzustellen. Die Frauen und Mädchen wurden während des Projektes auch zu ihrem Kaufverhalten bei Miederwaren befragt und sollten sie die Passform der BHs beurteilen. Bei Messungen 1993/94 hatten die Miederbekleidungshersteller bereits festgestellt, dass sich der durchschnittliche Brustumfang entscheidend vergrößert hat.
Warum aber werden die Brüste immer größer? Wissenschaftliche Aussagen über das Wachstum bestimmter Körperteile sind eher genereller Art. Hormone können Einfluss auf das Wachstum von Körperteilen haben. So sei zum Beispiel mit der Einnahme von Anti-Baby-Pillen oder in der Schwangerschaft eine Zunahme des Brustumfangs festzustellen. Doch auch giftige Substanzen wie Dioxin und andere in der Umwelt auftretende Stoffe können Einfluss auf die Ausbildung von Körperteilen nehmen. In Florida etwa sind auf Grund von Umweltgiften an Krokodilen Veränderungen der Genitalien festgestellt worden. Die Zunahme der Brustgröße bei Frauen in den letzten Jahrzehnten ist daher ein komplexes Thema, das auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein kann.
- Ernährung und Lebensstiländerungen: Eine reichhaltigere Ernährung, insbesondere eine höhere Kalorien- und Fettaufnahme, kann zu einer allgemeinen Zunahme des Körpergewichts und damit auch der Brustgröße führen. Lebensmittel, die reich an Hormonen oder hormonähnlichen Substanzen sind, könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Einige Studien deuten darauf hin, dass Ernährungsgewohnheiten und die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung Einfluss auf die körperliche Entwicklung haben können. Ein Überfluss an hochkalorischer Nahrung und Hormonen in Lebensmitteln könnte möglicherweise die Entwicklung des Brustgewebes beeinflussen.
- Verbesserte Gesundheit und medizinische Versorgung: Bessere Gesundheitsversorgung und Zugang zu medizinischer Versorgung können die körperliche Entwicklung von Frauen positiv beeinflussen. Fortschritte in der medizinischen Versorgung und hormonelle Verhütungsmethoden könnten eine Rolle spielen. Hormonelle Verhütungsmethoden enthalten Östrogene, die das Brustwachstum beeinflussen können. Darüber hinaus könnten andere medizinische Behandlungen oder Umweltfaktoren unbewusst das Brustwachstum beeinflussen.
- Hormonelle Einflüsse: Veränderungen in der Umwelt und in der Ernährung können den Hormonhaushalt beeinflussen. Die Exposition gegenüber endokrin wirkenden Chemikalien (sogenannte endokrine Disruptoren) kann ebenfalls eine Rolle spielen.
- Genetik: Die Genetik spielt eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung der Brustgröße. Es ist möglich, dass sich genetische Faktoren über Generationen hinweg verändert haben oder dass bestimmte genetische Merkmale häufiger geworden sind.
- Soziokulturelle Faktoren: Veränderungen in der Mode, der Bekleidung und der Wahrnehmung von Körperidealen können die Brustgröße beeinflussen, sei es durch kosmetische Chirurgie oder durch den Wunsch, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen.
- Mode und Schönheitsideale: Veränderungen in der Modeindustrie und Schönheitsideale könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Die Aufmerksamkeit auf große Brüste in Medien und Werbung kann zu einem verstärkten Druck führen, bestimmte körperliche Merkmale als attraktiv anzusehen, was möglicherweise zu einem Anstieg der Brustvergrößerungen führt.
- Körpergewicht: Ein allgemeiner Anstieg des Durchschnittsgewichts in vielen Ländern führt oft auch zu einer Zunahme der Brustgröße, da Brustgewebe zum Teil aus Fettgewebe besteht.
Zusammengefasst ist die Zunahme der Brustgröße bei Frauen ein komplexes Phänomen, das auf eine Kombination von Ernährungs-, gesundheitlichen, genetischen und sozialen Faktoren zurückzuführen ist. Es ist aber wichtig zu beachten, dass diese Gründe spekulativ sind und nicht abschließend belegt werden können. Das Thema kann vielschichtig sein und durch eine Kombination dieser und weiterer Faktoren beeinflusst werden. Letztendlich ist die Größe der Brüste von Frau zu Frau individuell und kann auf eine Vielzahl von persönlichen, genetischen und Umweltfaktoren zurückzuführen sein.
Brustgröße als Krankheit
Die Makromastie, auch bekannt als Hypermastie oder Gigantomastie, bezeichnet ein ungewöhnlich großes Brustwachstum bei Frauen. Obwohl große Brüste oft als Schönheitsideal angesehen werden, leiden viele Frauen unter der körperlichen und psychischen Belastung, die sie mit sich bringen. Eine Brust wird als makromastisch betrachtet, wenn sie weit mehr als 500 Gramm pro Seite wiegt, doch müssen hier die individuellen Körperproportionen (Größe, Gewicht, Körperbau) berücksichtigen werden, da eine große Brust bei kleinen oder sehr schlanken Frauen bereits zu erheblichen Beeinträchtigungen führen kann, ohne die genannte Grammangabe zu erreichen. Die Ursachen der Makromastie können angeboren oder erworben sein. Angeborene Makromastie tritt auf, wenn die Brustdrüsen im Körper übermäßig aktiv sind und mehr Brustgewebe produzieren, als es für den Körper notwendig ist. Diese Überproduktion von Brustgewebe kann durch Hormonungleichgewichte, genetische Faktoren oder Adipositas verursacht werden. Erworbene Makromastie kann durch hormonelle Veränderungen, wie eine Schwangerschaft oder die Einnahme von Hormonpräparaten oder in den Wechseljahren entstehen. Auch Gewichtszunahme und Fettleibigkeit können zur Entwicklung von Makromastie beitragen.
Literatur
https://www.spiegel.de/panorama/koerbchengroesse-busen-werden-immer-groesser-a-120426.html (01-03-02)
https://www.welt.de/gesundheit/article4512535/Das-Raetsel-um-den-prallen-Busen.html (09-09-11)
https://h-praxis.de/brust/brustfehlbildungen/makromastie/ (24-06-06)