Gewohnheiten sind Verhaltensweisen, die Menschen und auch Tiere regelmäßig in einem stabilen Kontext ausüben, ohne groß darüber nachzudenken oder abzuwägen. Meist basieren sie auf Entscheidungen, die Menschen einmal bewusst getroffen haben. Im Alltag müssen wir uns ständig neuen und komplexen Abläufen stellen. Da ist es wichtig, dass wir uns bewusst, aufmerksam und konzentriert damit auseinandersetzen. Unser Gehirn möchte dabei möglichst viel automatisieren, damit wir nicht bei jeder Aufgabe neu überlegen müssen. Eine Gewohnheit ist im Prinzip nichts anderes als ein starkes neuronales Netz zwischen verschiedenen Synapsen und Neuronen, das sehr häufig genutzt wird. Das heißt, je öfter man eine Tätigkeit ausübt, desto stärker wird das entsprechende neuronale Netz. In der Lernforschung gibt es dazu einen Merksatz: „Neurons that fire together, wire together“. Das Gehirn ist nun mal darauf ausgelegt, möglichst energieeffizient zu arbeiten. Deshalb übersetzt es möglichst viele Aktivitäten in Gewohnheiten, nach dem Motto „Use it or lose it“. Eine neue Gewohnheit kostet das Gehirn erst mal Energie. Außerdem fehlt meistens der Spaßfaktor, der ja auch für die Ausschüttung von Dopamin zuständig ist.
Das Gehirn macht dabei keinen Unterschied zwischen guten und schlechten Gewohnheiten. Hat sich ein Verhalten erst einmal eingeschliffen, ist es sehr schwer, dieses wieder zu ändern, auch wenn man sich das fest vornimmt. Gewohnheiten sind nun mal beständig. Wenn man sich also eine neue Gewohnheit aneignen will, muss man sich mit den Basalganglien anlegen. Das sind bestimmte Bereiche in unserer Hirnstruktur, die dafür zuständig sind, gewohnheitsmäßiges Handeln zu steuern.
Gewohnheiten bestimmen unser Leben, ob sie uns nun helfen oder schaden. Zwischen 30 und 50 Prozent unseres täglichen Handelns werden durch Gewohnheiten bestimmt. Neue Informationen ändern daran so gut wie nichts. Ohne Gewohnheiten wäre das Gehirn von den Details des Alltags häufig überfordert. Gewohnheiten haben aber auch den Sinn, den Menschen mehr mentale Energie zur Verfügung zu stellen, um Wichtigeres zu erledigen, wobei dieses Energiesparen es wiederum schwer macht, ein eingeschliffenes Verhalten zu ändern, denn diese Steuerung liegt in einem Areal des Gehirns, der nicht bewusst kontrolliert werden kann. (Stangl, 2002).
Literatur
Stangl, W. (2002, 14. Oktober). Gewohnheit. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.