Die These, dass Hoffnung der Schlüssel zur Resilienz ist, soll im Folgenden erläutert werden. Dabei wird zunächst der Begriff der Resilienz definiert, um im Anschluss die Bedeutung von Zuversicht und Handeln für die Resilienz zu beleuchten. Diese Fähigkeit kann durch Übung erlernt werden. Die Zuversicht in sich selbst und das eigene Handeln stellt einen wesentlichen Faktor in Hinblick auf die Resilienz dar. Diesbezüglich sei angemerkt, dass die Fähigkeit zur Resilienz durchaus erlernbar ist. Die Bewältigung von Aufgaben, Terminen und Stresssituationen gelingt nicht allen Menschen gleichermaßen. Der Begriff Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen durch Rückgriff auf persönliche Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Es sind insbesondere die Faktoren Hoffnung und Zuversicht, die eine resiliente Persönlichkeit auszeichnen. Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass es sich bei der Hoffnung nicht um einen Wunsch handelt. Welche Handlungsmöglichkeiten stehen uns zur Verfügung? Mental stark, stabil und widerstandsfähig – diese Eigenschaften werden gemeinhin als Resilienz bezeichnet und stellen einen klaren Vorteil dar. Es ist evident, dass ein Großteil der Bevölkerung eine Steigerung der Resilienz anstrebt, insbesondere im Kontext der Arbeitswelt. Diesbezüglich werden diverse Maßnahmen ergriffen, um einen effektiveren Umgang mit Stress und Belastung zu erlernen.
Die Methoden des Aushaltens, der Atmung und der Achtsamkeit erweisen sich in diesem Kontext jedoch als inadäquat. Vielmehr muss berücksichtigt werden, dass In seinem aktuellen Newsletter postuliert der Psychologe Adam Grant die Bedeutung von Hoffnung. Er ist Professor an der Wharton Business School der Universität von Philadelphia und verweist auf jüngst veröffentlichte Ergebnisse einer Studie, welche den Einfluss von positivem Denken einerseits und Achtsamkeit andererseits auf das Stresslevel, die Motivation und die Tatkraft von Menschen während der Coronakrise untersuchte. Es konnte nachgewiesen werden, dass zukunftsorientiertes Denken, beispielsweise in Form von Zuversicht, einen positiven Einfluss auf die genannten Faktoren ausübt. So lässt sich die These aufstellen, dass Hoffnung als Katalysator fungiert, der dazu anregt, bestimmte Handlungen zu vollziehen. Dazu zählt etwa das Knüpfen von Netzwerken, die Aktualisierung des Lebenslaufs oder die Bewerbung auf neue Positionen, sofern Probleme im aktuellen Beschäftigungsverhältnis bestehen.
Diese Auffassung wird auch von der Hoffnungs-Theorie des US-amerikanischen Psychologen Clive Snyder vertreten. Hoffnung lässt sich gemäß Snyder in drei Kernkomponenten unterteilen: Das Setzen und Verfolgen von Zielen („goals“) Die Definition von Zielen stellt den ersten Schritt zur Aktivierung von Hoffnung dar, da sie dem Leben eine Richtung geben. Die Überzeugung, die notwendigen Schritte unternehmen zu können, um ein Ziel zu erreichen („Agency Thinking“). Unter dem Begriff „Wege finden“ (im englischen Original: „pathways“) wird die Fähigkeit subsumiert, bei der Bewältigung von Herausforderungen kreativ und flexibel mögliche Lösungen zu erkennen und alternative Wege auszumachen, wenn Hindernisse auftauchen.
Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass Zuversicht und Hoffnung sich grundlegend von Wünschen unterscheiden. Zudem sind sie keine Gefühle. Diese Auffassung wird von den Experten geteilt. Es handelt sich hierbei um eine Art zu denken. Dies impliziert, dass Hoffnung auch kultiviert werden kann.
Die Definition von Zielen sowie die aktive Auseinandersetzung mit deren Realisierung stellen wesentliche Elemente der Hoffnung dar. Diesbezüglich verweist der Psychologieprofessor Dan Tomasulo von der New Yorker Columbia University im Magazin „Psychology Today“ auf die Bedeutung klarer und umsetzbarer Ziele, deren Erreichung durch aktives Handeln gefördert werden kann. Dabei ist die Fokussierung auf kleine, realisierbare Schritte, sogenannte Mikro-Ziele, von entscheidender Bedeutung. „Drei E-Mails in den nächsten 15 Minuten abzuschicken oder das Mittagessen in den nächsten 20 Minuten vorzubereiten, sind einfache Beispiele.“ Die kumulierten Erfolge tragen dazu bei, eine positive Dynamik zu generieren, welche eine schrittweise Steigerung ermöglicht. Auf diese Weise kann eine „Aufwärtsspirale“ aus Handeln und Erreichen generiert werden. Des Weiteren empfiehlt Tomasulo, den Fokus auf die Gegenwart zu richten. Welche Handlungen sind gegenwärtig möglich und durchführbar? Dies impliziert die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln und neues Wissen zu erlangen. Ein alternativer Begriff hierfür ist das „Growth Mindset“, also die Grundhaltung, dass eine Verbesserung von Fähigkeiten und Eigenschaften durch Anstrengung, Lernen und kontinuierliches Engagement möglich ist. „Hoffnungsvolle Menschen sind sich der Unvermeidbarkeit von Misserfolgen bewusst und erkennen die Bedeutung des Lernens aus diesen Erfahrungen.“ Zuversicht manifestiert sich häufig in herausfordernden Situationen und wird durch die Fokussierung auf die eigene Kontrolle und Handlungsfähigkeit verstärkt. Anstatt sich auf Unwägbarkeiten oder die Vergangenheit zu fokussieren, ist es ratsam, den Fokus auf die aktuelle Situation zu richten und diese aktiv zu gestalten. Hoffnung ist zudem eine dynamische Größe, da sie auch die Fähigkeit einschließt, sich selbst zu verzeihen und den Selbstwert nicht von der Bewältigung einer Aufgabe abhängig zu machen, die nicht erfolgreich abgeschlossen wurde.
Innehalten, Bewerten, Kreatives Handeln
Tomasulo führt aus, dass es darum geht, das „silver lining“, den Silberstreif am Horizont, zu sehen, da dies eine wahrhaftige Aussage sei, die man schon oft gehört habe. Ein weiterer Aspekt ist, dass eine zuversichtliche Einstellung dazu führt, dass die emotionale Reaktion nicht von den Umständen bestimmt wird. Als grundlegende Strategie zur Bewältigung negativer Ereignisse kann die kurzzeitige Unterbrechung des Handelns identifiziert werden. Das Innehalten ermöglicht eine bewusste Wahrnehmung der Situation. Der nächste Schritt besteht in einer Bewertung der Situation sowie der Identifikation erforderlicher Maßnahmen. Hierbei ist die Berücksichtigung der verfügbaren Ressourcen, Fähigkeiten und Motivation von zentraler Bedeutung. In Situationen, in denen ein negativer Umstand eintritt, ist es von entscheidender Bedeutung, zunächst innezuhalten und eine Art Pause einzulegen. Die bewusste Wahrnehmung der Situation kann durch Innehalten gefördert werden. Im Anschluss erfolgt eine Bewertung der Situation, wobei die erforderlichen Maßnahmen sowie die verfügbaren Ressourcen, Fähigkeiten und Motivationen zu ermitteln sind. In der Folge ist es erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um zu eruieren, ob die Kontrolle über die Situation gewahrt werden kann. Eine Veränderung, die die Situation voranbringt, wurde erfolgreich herbeigeführt. Sollte diese Vorgehensweise jedoch nicht zum Erfolg führen, ist es erforderlich, erneut innezuhalten, eine erneute Bewertung vorzunehmen und den Prozess zu wiederholen. Zuversicht ist dabei nicht nur durch eine positive Einstellung definiert, sondern auch durch die Fähigkeit, kreative Problemlösungen zu entwickeln. Dies führt zu einer Aufwärtsspirale, bei der Positivität die Kreativität fördert und kreatives Denken wiederum die Positivität verstärkt.