Es ist nicht ungewöhnlich, dass dass sich Menschen besonders gut an solche Personen erinnern, die Fehlverhalten abseits der Norm zeigen, etwa wenn sich ein Kollege in der Kantinenschlange vordrängelt, wenn ein Fußballspieler seinen Gegner besonders häufig foult oder auch wenn ein Unbekannter einem den Parkplatz wegschnappt. Dabei merken sich die Menschen nicht nur das Gesicht der betreffenden Person, sondern auch die mit damit verbundene Geschichte, denn es ist sinnvoll, bei der nächsten Begegnung nicht nur festzustellen, diesen Menschen schon einmal gesehen zu haben, sondern auch dass er damals unkooperativ gehandelt hat. Diese soziale Funktionalität tritt allerdings nur dann auf, wenn nab die entsprechende Person in die gleiche Gruppe wie mich selbst verortet, also in jenem Personenkreis, dem man eine bestimmte Kategorie zuschreibt, etwa die Mitarbeiter einer Firma, die Seminargruppe einer Universität oder auch die Einwohner eines Landes. Damit zeigt sich, dass selbst so basale Vorgänge wie Gedächtnisprozesse, die eher unbewusst ablaufen, von sozialen Kategorisierungen beeinflusst werden. Das liegt vermutlich daran, dass man das Handeln gegen die Norm als Gefahr für die Gruppe besonders speichert und somit auch denjenigen, der dafür verantwortlich ist (Hechler, Neyer & Kessler, 2016).
Literatur
Hechler, S., Neyer, F. J., & Kessler T. (2016). The infamous among us: Enhanced reputational memory for uncooperative ingroup members. Cognition, 157, 1-13.