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Beim Erlernen einer neuen Sprache muss man neu Hören lernen

    Sprachen unterscheiden sich nicht nur in Zeichen und Lauten, sondern oft auch in völlig anderen Artikulationsweisen. Schon innerhalb Europas gibt es große Unterschiede – etwa polnische Nasallaute, die vielen schwerfallen. Ob man bestimmte Klänge überhaupt wahrnimmt, hängt stark vom trainierten Gehör ab. Wer als Kind nicht mit bestimmten Lauten aufwächst, erkennt sie oft kaum. So haben Sprecher arabischer oder persischer Sprachen Schwierigkeiten, im Deutschen zwischen „i“ und „e“ zu unterscheiden, ähnlich wie Chinesen zwischen „l“ und „r“. Umgekehrt entgehen uns in fremden Sprachen ebenfalls feine Unterschiede, besonders in tonalen Sprachen Ost- und Südostasiens, bei denen Tonhöhe und Klangfarbe die Bedeutung verändern.

    Eine neue Sprache zu lernen bedeutet daher auch, das Hören neu zu schulen. In der Kindheit prägt sich das Gehirn für bestimmte Lautmuster, später fällt das Umlernen schwerer. Lesen und Schreiben erweitern diesen Prozess, da andere Hirnregionen eingebunden werden. In Ostasien besitzen überdurchschnittlich viele Menschen absolutes Gehör – vermutlich, weil ihre Sprachen musikalischer strukturiert sind. Zusätzlich fordert dort die komplexe, bildhafte Schriftsprache eine präzise visuelle Wahrnehmung, was sich auch in unterschiedlichen Mustern bei Legasthenie zeigt.

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