Richard Lazarus vertrat den Standpunkt, dass emotionale Erfahrungen nicht allein damit erklärt werden können, was in einer Person oder deren Gehirn vorgeht, sondern dass diese auch aus ständigen Transaktionen mit der Umgebung erwachsen, die stets gleichzeitig bewertet werden („Transaktionales Erklärungsmodell“). Nach der Lazarus-Schachter-Theorie werden sowohl die Reizereignisse als auch die physiologische Erregung gleichzeitig anhand von situativen Hinweisreizen und Kontexterfahrungen kognitiv bewertet, wobei sich die Erfahrung einer Emotion aus der Interaktion des Erregungsniveaus und der Art der Bewertung ergibt.
Das transaktionale Erklärungsmodell von Lazarus betrachtet in der Kritik an Selyes Modell Stresssituationen als komplexe Wechselwirkungsprozesse zwischen den Anforderungen der Situation und der handelnden Person. Er differenziert nach der Frage, ob das Individuum glaubt, die Situation kontrollieren zu können und ob die Gefahr höher eingeschätzt wird als die eigenen Kräfte. In diesem Modell werden Persönlichkeitsfaktoren sowie Variablen der Situationsdeutung als wichtige vermittelnde Größen berücksichtigt. So wird z.B. ein Individuum mit positivem, stabilen Selbstbild sowie hoher Kontrollüberzeugung aktiv auf jene Umstände einwirken, die den Stress verursachen und entsprechende Lösungsversuche einleiten, d.h., manche Menschen können für einen bestimmten Stressor höchst unterschiedlich anfällig sein. Bedeutsam für den Stressgehalt einer Situation oder eines Ereignisses sind aber nicht die objektiven Merkmale dieser Situation, sondern die Gedanken, Empfindungen und Überlegungen der davon betroffenen Person. Ein Reiz ist nicht deshalb stressend, weil er, wie Selye annahm, eine bestimmte Intensität übersteigt, sondern er wir erst durch die subjektiven Wahrnehmungen und Bewertungen dessen, der ihn erlebt, zu einem Stressreiz.
Das Stressmodell von Lazarus geht also grundsätzlich davon aus, dass nicht ein objektiver Reiz den Stress auslöst, sondern es entscheidet die subjektive Bewertung des Menschen darüber, ob er oder sie in einer Situation Stress empfindet. Jeder Mensch ist demnach für einen Stressor (Stressreiz) anders anfällig, d. h., Stress ist letztlich eine individuelle Angelegenheit. Stress entsteht also immer dann, wenn sich ein Mensch einer Herausforderung nicht gewachsen fühlt, wobei dieser Prozess mehrere Stufen durchläuft.
Literatur
Stangl, W. (2016, 19. Mai). Stresstheorien. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/STRESS/Stresstheorien.shtml
Stangl, W. (2016, 19. Mai). transaktionales Erklärungsmodell für Stress. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/4178/transaktionales-erklarungsmodell-fur-stress.
Stangl, W. (20162, 19. Mai). Stresstheorien. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/STRESS/Stresstheorien.shtml
Stangl, W. (2022, 19. Mai). Kognitive Theorie der Emotionen – Schachter und Singer (1964). [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/STRESS/SchachterSinger.shtml