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Die Ablenkbarkeit bei Arbeiten nimmt mit dem Alter zu

    Rösner et al. (2022) untersuchten die neuronalen Korrelate, die der Aufmerksamkeitsselektion im Arbeitsgedächtnis zugrunde liegen und konzentrierten sich insbesondere darauf, wie sich ältere und jüngere Erwachsene in der Aufmerksamkeitsselektion bei der Wiederaufnahme einer primären Aufgabe unterscheiden. In der Studie führten die Probanden eine Arbeitsgedächtnisaufgabe durch, während sie häufig mit einer kognitiv wenig oder hoch anspruchsvollen Rechenaufgabe unterbrochen wurden, sodass die Person ihre Aufmerksamkeitsressourcen auf die Erledigung der Unterbrechungsaufgabe verwenden und anschließend Informationen der unterbrochenen Aufgabe (Primäraufgabe) reaktivieren musste. Anschließend zeigte ein retrospektiver Hinweis den Arbeitsgedächtnisinhalt an, der für einen späteren Bericht benötigt wurde.

    Der nachteilige Effekt der Unterbrechung zeigte sich zwar in beiden Altersgruppen, aber während jüngere Erwachsene stärker von einer hohen als von einer niedrig anspruchsvollen Unterbrechung betroffen waren, trat das Leistungsdefizit bei älteren Erwachsenen unabhängig von den kognitiven Anforderungen der Unterbrechungsaufgabe auf. Bei der Untersuchung der dabei aufgezeichneten EEG-Daten wurde ein ähnliches Muster bei der frontal-posterioren Konnektivität im Theta-Frequenzbereich festgestellt, was darauf hindeutet, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeit, relevante Informationen selektiv im Arbeitsgedächtnis zu behalten, offenbar abnimmt. Die Stärke der mittleren frontalen Theta-Oszillationen (~4-9 Hz) wies in beiden Altersgruppen eine vergleichbare Wirkung bei Unterbrechungen auf. Die Leistung der posterioren Alpha/Beta-Oszillationen (~8-30 Hz) nach dem retrospektiver Hinweis war jedoch bei älteren Erwachsenen durch eine vorangegangene Unterbrechung stärker vermindert. Diese Ergebnisse deuten daher auf ein altersbedingtes Defizit in der Aufmerksamkeitsauswahl und Aufrechterhaltung der primären Aufgabeninformation nach einer Unterbrechung hin, das unabhängig von den kognitiven Anforderungen der unterbrechenden Aufgabe zu sein scheint. Konkret bedeutet das, dass ältere Menschen weniger in der Lage sind, negative Einflüsse der Ablenkung auf die Auswahl relevanter primärer Aufgabeninformationen zu bewältigen, wobei aber nicht alle kognitiven Prozesse von Alterungsprozessen betroffen sind.

    Literatur

    Rösner, Marlene, Zickerick, Bianca, Sabo, Melinda & Schneider, Daniel (2022). Aging impairs primary task resumption and attentional control processes following interruptions. Behavioural Brain Research, 430, doi:10.1016/j.bbr.2022.113932.






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