Obwohl frühere Forschungen darauf hinweisen, dass Eltern und Jugendliche Gespräche über die Stärken und Schwächen des Jugendlichen als wichtig erachten, gibt es nur wenige Informationen über diese Gespräche und darüber, wie sie mit anderen Aspekten der Beziehung zwischen Eltern und Jugendlichen zusammenhängen. In einer Stichprobe von 171 Eltern-Jugendlichen-Dyaden (die Jugendlichen waren 14-17 Jahre alt) haben Goodman et al. (2021) eine explorative Studie über die Häufigkeit von Eltern-Jugendlichen-Gesprächen über Stärken und Schwächen durchgeführt.
Die Berichte innerhalb der Dyaden waren korreliert, allerdings berichteten die Eltern häufiger über Stärken und seltener über Schwächen als die Heranwachsenden. Man fand dabei auch Unterschiede in der Häufigkeit der auf Schwächen basierenden Kommunikation nach soziodemografischen Variablen. Die Korrelationen mit gemischten Effekten deuten darauf hin, dass die Häufigkeit der Kommunikation über Stärken, nicht aber die Häufigkeit der Kommunikation über Schwächen, mit der allgemeinen Kommunikation zwischen Eltern und Jugendlichen, der Offenlegung durch die Jugendlichen und der Beziehungsqualität zusammenhängt.
In einer Kohortenstudie verwendeten Ford et al. (2023) Daten aus der National Longitudinal Study of Adolescent to Adult Health (Add Health), einer Längsschnittstudie aus den Vereinigten Staaten, für die ursprünglich in den 1990er Jahren Daten von mehr als 20 000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren erhoben wurden, und bestätigten im Allgemeinen, dass eine stabile und glückliche Beziehung zu den Eltern für das spätere Leben von Vorteil ist. Diejenigen Teilnehmer, die ihrer Beziehung zu ihrer Mutter oder ihrem Vater in jungen Jahren viel Wärme zugeschrieben hatten, die viel Zeit mit ihnen verbracht und viel kommuniziert hatten, fühlten sich als Erwachsene deutlich gesünder und optimistischer. Sie litten seltener unter Depressionen oder Stress, lebten eher in gesunden Beziehungen und griffen deutlich seltener zu Alkohol, Nikotin und anderen Substanzen als ihre weniger geliebten Altersgenossen. Auch ungewollte Schwangerschaften traten nicht so häufig auf. Den Autoren zufolge können alle Bemühungen, die die Beziehung zwischen Eltern und Jugendlichen stärken, der langfristigen Gesundheit sehr zuträglich sein. Solche Maßnahmen sollten jedoch nicht nur auf die Mütter, sondern auch auf die Väter ausgerichtet sein.
Literatur
Ford, Carol A., Pool, Andrew C., Kahn, Nicole F., Jaccard, James & Halpern, Carolyn T. (2023). Associations Between Mother-Adolescent and Father-Adolescent Relationships and Young Adult. JAMA Network Open, 6, doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.3944.
Goodman, Emma S., Ford, Carol A., Friedrich, Elizabeth A., Ginsburg, Kenneth R., Miller, Victoria A. & Mirman, Jessica H. (2021). Frequency of communication about adolescents’ strengths and weaknesses and the parent–adolescent relationship. Applied Developmental Science, 25, 260-271.