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Die neuronalen Grundlagen des Lachens

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    Fast alle Menschen kennen das Gefühl, durch einen unwillkürlichen Lachanfall die Sprachfähigkeit zu verlieren, doch gibt es nur wenige Untersuchungen, die einen genauen Einblick in die neuronalen Prozesse geben, die diesem Lachen zugrunde liegen. In einer neuen Studie von Westermann et al. (2022) mit funktioneller Magnetresonanztomographie sollte daher untersucht werden, wie emotionale Zentren des Gehirns in das Lachen eingreifen, also ob die emotionalen Zentren einen Beitrag zur Unterdrückung oder Verstärkung des Lachens leisten, indem sie es an den sozialen Kontext anpassen oder ob sie das Lachen gar selber auslösen. Dafür wurden die Probanden in einer ersten Versuchsbedingung durch Kitzeln zum Lachen gebracht, in einer zweiten Bedingung wurden sie aufgefordert, unter der Provokation des Lachens durch Kitzeln an den Füßen gekitzelt vokale Äußerungen zu produzieren. Es zeigte sich dabei eine erhöhte neuronale Aktivität im sensomotorischen Cortex, im anterioren cingulären Gyrus, in der Insula, im Nucleus accumbens, im Hypothalamus und im periaqueduktalen Grau für beide Versuchsbedingungen, wodurch die Ergebnisse früherer Studien über kitzliges Lachen bestätigt werden. Eine weitere Analyse zeigt jedoch, dass die Aktivität in den emotionsassoziierten Regionen geringer ist, wenn das Kitzeln von einer freiwilligen Vokalisierung begleitet wird, denn hier konnte ein typisches Aktivierungsmuster identifiziert werden, das den primären sensorischen Cortex, einen ventralen Bereich der anterioren Insula und das ventrale tegmentale Areal mit einschließt, zu dem der Nucleus ambiguus gehört, also das gemeinsame Effektororgan für freiwillige und unfreiwillige Vokalisationen. Während des Konflikts zwischen freiwilliger Vokalisation und Lachen scheint sich offenbar das lachauslösende Netzwerk stark auf eine sensorische und eine tiefe interozeptive Analyse sowie auf motorische Effektoren im Hirnstamm zu stützen. Offenbar übernimmt ein für die Motorik zuständiger Teil im Hirnstamm die Kontrolle und rückt andere Schaltkreise in den Hintergrund.

    Kann man Lachen unterdrücken?

    Die Fähigkeit, das Lachen in unpassenden Momenten zu unterdrücken, stellt eine wesentliche soziale Kompetenz dar, deren psychologische Mechanismen und Effektivität von Mitschke et al. (2025) eingehend untersucht wurden. Im Zentrum der Studie stand die Frage, wie verschiedene Regulationsstrategien – namentlich Ablenkung, expressive Unterdrückung der Mimik und kognitive Neubewertung – das Erleben und Zeigen von Lachen beeinflussen. Mithilfe der Gesichts-Elektromyographie (fEMG) konnten die Forschenden selbst kleinste Muskelaktivitäten messen, während die Versuchspersonen Witzen ausgesetzt waren. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Ablenkung und die bewusste Kontrolle der Gesichtsmuskulatur die effektivsten Methoden sind, um die äußere Expressivität des Lachens zu minimieren, während die kognitive Neubewertung, also das Uminterpretieren eines Witzes als weniger amüsant, primär das subjektive Empfinden der Lustigkeit reduziert. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg dieser Regulation ist jedoch der soziale Kontext: Sobald Menschen mit dem Lachen anderer konfrontiert werden, sinkt die Wirksamkeit selbst der stärksten Kontrollstrategien signifikant. Das soziale Signal des Lachens fungiert hierbei als starker Impuls, der sowohl die mimische Reaktion verstärkt als auch das subjektive Vergnügen erhöht. Dies unterstreicht die tiefe soziale Verwurzelung menschlicher Emotionen und zeigt auf, dass die individuelle Selbstbeherrschung in dynamischen zwischenmenschlichen Situationen an ihre natürlichen Grenzen stößt, da externe soziale Reize die interne Regulation massiv erschweren.

    Literatur

    Mitschke, V., Ziereis, A., Manivasagam, S., & Schacht, A. (2025). Laughter regulation in solitary and social contexts varies across emotion regulation strategies. Communications Psychology, 3(1), doi:10.1038/s44271-025-00368-6
    Stangl, W. (2025, 17. Dezember). Die Kunst der Beherrschung: Strategien und soziale Grenzen der Lachen-Regulation . was stangl bemerkt ….
    https:// bemerkt.stangl-taller.at/die-kunst-der-beherrschung-strategien-und-soziale-grenzen-der-lachen-regulation.
    Westermann, B., Lotze, M., Varra, L., Versteeg, N., Domin, M., Nicolet, L., Obrist, M., Klepzig, K., Marbot, L., Lämmler, L., Fiedler, K. & Wattendorf, E. (2022). When laughter arrests speech: fMRI-based evidence. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences, 377, doi: 10.1098/rstb.2021.0182.

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