Besonders 35- bis 55-Jährige haben oft den Eindruck, früher sei alles besser gewesen. Dies liegt zum einen an der aktuellen Lebenssituation, die oft als „rush hour of life“ bezeichnet wird und viele Herausforderungen mit sich bringt. Zum anderen spielen Erinnerungsphänomene eine Rolle, bei denen besonders positive Erfahrungen stärker im Gedächtnis bleiben und negative Aspekte in den Hintergrund treten.
Menschen sammeln nicht ständig gleich viele Erinnerungen. Aus der frühen Kindheit und dem jungen Erwachsenenalter können wir uns besonders gut erinnern, da hier viele „first time experiences“ gemacht werden. Im mittleren Erwachsenenalter hingegen dominieren oft Alltagserfahrungen, die weniger stark im Gedächtnis verankert sind. Erinnerungen sind ein konstruktiver Prozess und anfällig für Verzerrungen. Dies erklärt, warum Menschen manchmal glauben, etwas erlebt zu haben, was ihnen nur eingeredet wurde. Dieser „Fehlinformationseffekt“ entsteht, wenn nachträglich gegebene Informationen in die Gedächtnisspur eingebunden werden. Zwar können schöne Erinnerungen uns durchaus glücklich machen, allerdings kann die Kontrastierung positiver Erinnerungen mit der Gegenwart auch zu einer übermäßig negativen Sicht auf die aktuelle Situation führen.
Stangl, W. (2024, 28. November). Warum Menschen die Vergangenheit verklären. Psychologie-News.
https:// psychologie-news.stangl.eu/5481/warum-menschen-die-vergangenheit-verklaeren.