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Der unterschätzte Einfluss des Menstruationszyklus auf die Psyche

    Der Menstruationszyklus ist ein komplexer Vorgang, der den gesamten Stoffwechsel einer Frau beeinflusst. Dennoch wird dieser zentrale Aspekt der weiblichen Physiologie in Forschung, Diagnose und Behandlung häufig vernachlässigt. Diese Ignoranz hat weitreichende Konsequenzen, da hormonelle Schwankungen nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen können. Traditionell wurden klinische Studien überwiegend an männlichen Probanden durchgeführt, was zu einem tiefgreifenden Mangel an Daten über die Auswirkungen von Medikamenten und Behandlungen auf den weiblichen Körper führte, insbesondere in Bezug auf den Menstruationszyklus. Diese Forschungslücke hat zur Folge, dass viele medizinische Richtlinien und Behandlungsprotokolle nicht ausreichend auf die spezifischen Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind (Schiebinger, 1999).

    Die hormonellen Veränderungen während des Menstruationszyklus können Symptome verschiedener Erkrankungen maskieren oder verstärken. Dies erschwert die Diagnose und führt oft zu Fehldiagnosen. Beispielsweise können Stimmungsschwankungen, die mit dem prämenstruellen Syndrom (PMS) einhergehen, fälschlicherweise als Depression diagnostiziert werden. Eine zyklusbasierte Herangehensweise in der Diagnostik könnte hier Abhilfe schaffen (Johnson et al., 2005). Auch die Wirksamkeit vieler Medikamente kann durch den Menstruationszyklus beeinflusst werden. Hormonelle Schwankungen können die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Arzneimitteln verändern, was bedeutet, dass die Aufnahme, Verteilung, Metabolisierung und Ausscheidung von Medikamenten variieren kann. Dies ist besonders relevant bei der Dosierung von Medikamenten wie Antidepressiva, Schmerzmitteln und hormonellen Kontrazeptiva (Becker et al., 2005).

    Literatur

    Becker, G., Dragoman, M. & Nonacs, R. (2005). The impact of female reproductive hormones on pharmacokinetics and pharmacodynamics. Journal of Women’s Health, 14, 847-852.
    Johnson, S. R., Gradison, M. & Kuczmierczyk, A. R. (2005). The effects of the menstrual cycle on medical diagnosis and management. Archives of family medicine, 4, 289-296.
    Schiebinger, L. (1999). Has feminism changed science. Harvard University Press.
    Stangl, W. (2015, 13. März). Prämenstruelles Syndrom. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
    https:// lexikon.stangl.eu/13825/praemenstruelles-syndrom.






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