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Euripides und die infantile Amnesie

    Euripides litt darunter, dass er vergessen hatte, was er nie vergessen wollte: seine ersten Lebensjahre zum Beispiel – wie wir alle. Die ersten drei Jahre sind die lernintensivsten und prägendsten unseres Lebens, und ausgerechnet daran können wir uns nicht erinnern. Die Psychologie nennt dieses Phänomen „infantile Amnesie“. Dazu gibt es die unterschiedlichsten Hypothesen: So wird vermutet, dass bestimmte Hirnareale erst im Alter von zwei bis drei Jahren voll ausgereift sind und deshalb eine Erinnerung an die Zeit davor nicht möglich ist. Ein anderer Ansatz geht davon aus, dass Kleinkinder noch kein Ich-Erleben haben, dass sie also in den ersten drei Jahren nicht alles, was sie erleben, als ihr eigenes Erleben wahrnehmen. Es wird vermutet, dass die Informationen der ersten drei Lebensjahre zwar vorhanden sind, das kindliche Gehirn sie aber unstrukturiert abgespeichert hat und deshalb später nicht mehr weiß, mit welchem Abrufreiz es sie aktivieren soll. Diese These wird auch durch die aktuelle Forschung gestützt, die zeigt, dass es sehr situationsabhängig ist, ob sich ein Erwachsener an Ereignisse aus der Zeit vor dem dritten Lebensjahr erinnern kann.






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