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Persönlichkeitstests für Lehrer

    In jeder fünften Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, also an AHS und Hauptschulen, nehmen schlechte Vorbereitung, Zu-spät-Kommen oder überhaupt Fernbleiben der Lehrer ein so hohes Ausmaß an, dass es zu einer Beeinträchtigung des Unterrichts kommt. Das hat der Salzburger Bildungsforscher Ferdinand Eder, lange Jahre hat er an der Linzer Kepler-Uni gelehrt, bei einer Studie herausgefunden. Befragt wurden Direktoren. Am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Salzburg klingelte gestern das Telefon im Minutentakt: Lehrer beschweren sich, dass die Studie ein falsches Bild liefere. Eltern sorgen sich um die Zukunft ihrer Kinder. Landesschulräte stellen der OECD-Lehrerstudie ein schlechtes Zeugnis aus und bezeichnen sie als „populistisch und fragwürdig“. Und auch die Politik gibt ihren Senf dazu.

    Was Eder herausgefunden hat, das die Öffentlichkeit so spaltet? In 21 Prozent der untersuchten Schulen beeinträchtige die Abwesenheit von Lehrern das Lernen (Kategorien: „sehr“ und „in einem gewissen Ausmaß“), an 15 Prozent der Schulen erscheinen die Pädagogen laut Direktoren schlecht vorbereitet zum Unterricht, und an acht Prozent der Standorte kommen sie zu spät. Gründe dafür sieht der Bildungsforscher in einer Schulkultur, die dieses Verhalten ermögliche. Anderseits könnten auch Burnout-Erscheinungen bei Lehrern schuld daran sein, dass diese „einfach die Kraft und Liebe zur Lehrtätigkeit verloren haben“. Über die Studienergebnisse war selbst Eder überrascht: „Die Angaben, wie gut die Arbeitsdisziplin der Lehrer ist, stammen von den Schulleitern, die nicht leichtfertig antworten. Ich war darüber überrascht, dass die Mängel in der Arbeitsdisziplin ein so hohes Ausmaß annehmen.“

    Eder beschäftigt sich unter anderem in der Lehrerforschung mit dem Aspekt, welche Persönlichkeitsmerkmale eine gute Voraussetzung für den Lehrberuf sind. Er spricht dabei von „psychisch robusten Menschen“, die eine „hohe Gewissenhaftigkeit und Disziplin“ an den Tag legen. „Lehrer sollten vor Beginn ihrer Ausbildung einen Persönlichkeitstest machen, denn nicht jeder hat die persönlichen Voraussetzungen zum Pädagogen.“ Kombiniert mit einer frühen Praxis, würden so nur die geeignetsten Personen den Lehrberuf ergreifen.

    Ob Eder auch manchmal zu seinen Lehrveranstaltungen an der Uni zu spät komme? „Wegen eines Interviews war ich diese Woche einmal vier Minuten zu spät. Sonst bemühe ich mich, stets pünktlich zu sein.“

    Quelle: OÖN vom 20. Mai 2010






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