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Gehirn als Orakelmaschine?

    Die aktuelle Gehirnforschung geht davon aus, dass das Gehirn eine Vorhersagemaschine darstellt, die andauernd damit beschäftigt ist, neuen Input mit Vorhersagen abzugleichen, denn nur so könne sich das menschliche Gehirn an immer neue Situationen anpassen und in neuen Umgebungen zurechtkommen. Wie die Mechanismen dieser inneren Modelle selbst beschaffen sind und wie sich neue Erfahrungen auf diese Modelle auswirken, ist noch ziemlich unbekannt. Bisher gibt es auch nur Vermutungen, wie dieses universell gültige Prinzip der Vorhersage in verschiedenen Gehirnen etwa von alten oder jungen Menschen ausgeprägt ist. Eine bekannte Hypothese betrifft dabei die Gedächtnisstruktur, wobei sich das in diesem Kontext wesentliche Langzeitgedächtnis aus dem episodischen und dem semantischen Gedächtnis zusammensetzt, also persönlich Erfahrenes einerseits und erlerntes Weltwissen andererseits umfasst. Während etwa Kinder Episodisches besser behalten können, können sich ältere Menschen eher auf ihr semantisches Gedächtnis berufen.

    Manche bezweifeln allerdings diese Idee, dass das Gehirn dauernd Zukunftsvorhersagen entwickelt und diese mit der Realität abgleicht, denn demnnach wäre das Gehirn eine große Orakelmaschine, die aus einer großen Anzahl von potentiellen Möglichkeiten die Richtige auswählen müsste, was aber ein enormer Aufwand wäre. Vielmehr arbeitet nach dieser anderen Ansicht das Gehirn genau anders herum und dadurch viel einfacher, indem es zu einem aktuellen Sinnesreiz oder Gedanken sofort eine möglichst passende Erfahrung aus dem Gedächtnis aktiviert und als vorläufige Realität betrachtet, wodurch auf ein aktuelles Erlebnis sofort und schnell reagiert werden kann. Diese gespeicherte bzw. aktivierte Erfahrung enthält auch die notwendigen Hinweise für eine dazu passende Reaktion, auch wenn diese teilweise oder ganz falsch sein kann. Erst danach wird diese aktivierte Erfahrung mit dem aktuell erlebten Eingangsreiz verglichen und im Detail analysiert. Da im übrigen die menschlichen Erfahrungen immer in der zeitlichen Gegenwartsform gemacht und so abgespeichert werden, werden sie auch so wieder erinnert, damit das Gehirn in der Lage ist, gespeicherte Erfahrungen sofort zu verwenden (Stangl, 2018).

    Literatur
    Stangl, W. (2018). Gehirn – Bewusstsein. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEHIRN/Gehirn-Bewusstsein.shtml (2018-02-23).
    https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/wie-das-gehirn-prognosen-trifft/ (18-02-21)






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