Guilford wies in den 1930er Jahren nach, dass die verschiedenen Versuche, Jung’sche und andere Konzeptualisierungen von Introversion und Extroversion in Persönlichkeitsfragebögen umzusetzen, zu mehrdeutigen Multifaktorenskalen führten. Vorgeschlagene Messmodelle, die Introvertiertheit in Komponenten unterteilen, führten zu hitzigen, aber ergebnislosen Debatten. Dabei argumentierte man dahingehend, dass Introversion nicht effektiv als einheitliches Konstrukt erfasst wurde, und der Druck, Introversion mit einem umfassenden konzeptionellen und operativen Modell klar zu definieren, anhält. Die vielen Bedeutungen von Introvertiertheit stellen die heutige Forschung vor ein Dilemma, denn trotz der anhaltenden konzeptionellen Mehrdeutigkeit und des Fehlens eines allgemein akzeptierten Messmodells scheinen das Interesse an dem Thema und die Nachfrage nach Messinstrumenten zu steigen. In einer Studie spaltete man Introversion in vier Typen auf:
- Soziale Introversion liegt vor, wenn Menschen mehr als die meisten andere das Alleinsein vorziehen oder sich lieber mit nur wenigen Menschen treffen. Der Grund ist, dass sie sich vom Zusammensein mit vielen Menschen schneller ausgelaugt fühlen.
- Gibt beschreibt, wenn Menschen aus ihrem Alleinsein sehr viele Ideen und Kreativität schöpfen können. Bei ihnen geht es weniger um das Aufladen von sozialen Akkus, sondern darum, aus der Zuwendung zum eigenen Inneren zu profitieren. Menschen dieser Gruppen scheinen oft zu grübeln und gedanklich abzuschalten. Dabei beschäftigen sie sich jedoch stark mit ihrer eigenen Gefühlswelt.
- Menschen, bei denen eine ängstliche Introversion vorliegt, erwecken einen zurückhaltenden und manchmal auch verschreckten Eindruck, d. h., sie gehen Situationen aus dem Weg, die sie nervös machen könnten. Dieses Verhalten dient ihnen als Schutzmechanismus und nicht etwa, weil sie sich in Gesellschaft anderer nicht wohl fühlen.
- Menschen mit zurückhaltender Introversion gelten als vorsichtig und pragmatisch, d. h., bevor sie einer Unternehmung zu sagen, wägen sie erst einmal Vor- und Nachteile ab, sodass spontane Aktionen bei ihnen eher selten vorkommen.
Literatur
Grimes, J.O., Cheek, J.M., & Norem, J.K. (2011). Four meanings of introversion: Social, thinking, anxious, and inhibited a introversion. Presented at the annual meeting of the Society for Personality and Social Psychology, San Antonio, TX.
Stangl, W. (2014, 19. September). Introvertiertheit – Introversion. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
https://lexikon.stangl.eu/1924/introvertiertheit-introversion.
https://utopia.de/ratgeber/introversion-4-mythen-entkraeftet/ (22-09-19)