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Image der Pflege und Betreuung

    Warum ist es interessant, sich mit dem Thema „Image“ des Berufsbildes Pflege zu beschäftigen?

    Dr. Anita Buchegger-Traxler, MPH
    Abteilung für Pädagogik & Pädagogische Psychologie Johannes Kepler Universität Linz

    Kennzeichen dieses Berufes sind einerseits Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitskräftemangel, die für die Wahl dieses Berufes stehen. Der hohe Bedarf an Pflegeund Betreuungspersonal macht es leicht, einen passenden Arbeitsplatz zu finden und diesen auch zu halten. Andererseits sind es Belastungen und das Stigma „Endstation Geriatrie“, die gegen diesen Beruf sprechen. Die körperlichen und psychischen Belastungen dieses Berufs sind nicht wegzuleugnen, wenn auch mit adäquater Fortund Weiterbildung zu bewältigen. Einigkeit besteht darin, dass Gesundheitsund Pflegeberufe mit Sicherheit Zukunftsberufe sind.
    Die Berufe der mobilen und stationären Pflege und Betreuung zeigen allerdings ein ambivalentes Image. So wird das öffentliche Image des Pflegepersonals in der NEXT-Studie von 2005 zu 51 % als schlecht bewertet.
    Ein weiteres Indiz für ein eher negatives Image in Oberösterreich ist darin zu sehen, dass nur 66 % der Pflegedienstleiter/-innen anderen Personen ihr Haus weiterempfehlen können (siehe Aktuell Nr. 84 vom Juli 2009). In der Öffentlichkeit scheinen die belastenden Faktoren dieses Berufes zu überwiegen. Die Realität zeigt aber, wir brauchen Menschen, die in der Altenbetreuung und -pflege arbeiten und sich in ihrem Beruf wohlfühlen und verwirklichen können.
    Diese kontroversen Fakten haben die Arbeiterkammer Oberösterreich in Kooperation mit der Johannes Kepler Universität Linz, der Fachhochschule Oberösterreich, der Abteilung Soziales des Landes OÖ, der ARGE Altenund Pflegeheime OÖ und der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt OÖ veranlasst, sich des Themas „PFLEGEIMAGE – IMAGE PFLEGEN“ anzunehmen. Im Rahmen einer Tagung im Juni dieses Jahres wurden im AK-Bildungshaus Jägermayrhof aus verschiedenen Disziplinen Wege und Instrumente zu einem positiven Berufsimage in der Altenpflege und -betreuung vorgestellt.
    Der Psychologe Bernd Reuschenbach von der Universität Heidelberg weist darauf hin, was von anderen Branchen gelernt werden kann. Beginnend mit einer Definition von Image als Stimmungsbild oder Abbild eines Berufes, aber auch einer Einrichtung werden Beispiele aus der Praxis gezeigt und diskutiert. Bei Überlegungen zum Image ist es wichtig, die Zielgruppen zu definieren: Wer soll angesprochen werden – Angehörige, Senioren/-innen, andere Berufsgruppen, Mitarbeiter/innen, Patienten/-innen, Politiker/innen, Journalisten/-innen, Bürger/innen der Gemeinde, der Stadt etc.? Reuschenbach empfiehlt, sich an anderen Diszipline die erfolgreiche Imagearbeit geleistet haben zu orientieren.
    Das „Hineinschnuppern“ in die Öf-
    fentlichkeitsarbeit anderer Branchen wurde in einem Workshop am Nachmittag konkret umgesetzt. Christine Kittinger-Rosanelli und Sylvia von Wallpach vom Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck nahmen die „Marke Altenheim“ unter die Lupe.
    Die Personalistin Brigitta Nöbauer von der Fachhochschule Oberösterreich beschäftigte sich mit der Frage, wie sich Image auf die Bindung der Mitarbeiter/-innen auswirkt. Es wird aufgezeigt, dass das Image der Einrichtung in mehrfacher Hinsicht eine bedeutende Rolle spielt.
    Faktum ist: Es besteht eine hohe Berufsbindung von Mitarbeiter/-innen in der Pflege. Berufliche Neuorientierungen sind eher eine Ausnahme. Dieses Potenzial muss genutzt werden. Affektive Bindung ist eine wichtige Ressource für zufriedene Mitarbeiter/-innen (geringe Fehlzeiten und Fluktuation, höhere Produktivität, stärkeres Engagement für das Team und die Einrichtung).
    Aber: Mitarbeiter/-innen mit hoher affektiver Bindung sind auch leicht zu frustrieren, wenn die Rahmenbedingungen der Arbeit nicht stimmen. Diese Frustrationen tragen auch zum Aufbau eines negativen Images bei. In einem späteren Workshop befassten sich Brigitta Nöbauer und Irene Bouchal mit dem Thema, wie sich eine Einrichtung als attraktiver Arbeitgeber am Arbeitsmarkt positionieren kann.
    Aus der Praxis berichteten Matthias Walter, Soziales Zentrum St. Josef in Mils, und Ruth Weiskopf, Sozialdienste GmbH Götzis, wie eine Position eines guten Arbeitgebers gesichert und eine Verbesserung des Berufsimages erreicht werden kann. Beide betonten die Wichtigkeit von Entwicklungsmöglichkeiten der Mitarbeiter/-innen im Betrieb, damit ist ein Engagement und Zufriedenheit dieser gewährleistet. Wichtig dabei ist die Vorbildfunktion der Führungskräfte, aber auch die Möglichkeit für Mitarbeiter/-innen, sich in einem vertraulichen Gespräch mit einer neutralen Person Information und Beratung einzuholen, z. B. in Form einer psychologischen Beratungsstelle. Gelungene Arbeit wird nach außen hin kommuniziert, aktive und professionelle Öffentlichkeitsarbeit gehört zu einem Selbstverständnis.
    Die Erwartungshaltung von zukünftigen Fachsozialbetreuer/-innen für Altenarbeit haben ihre Gedanken zur Attraktivität der zukünftigen Arbeitgeber vorgestellt. Für sie ist es wichtig, ein gutes Betriebsklima, eine adäquate Bezahlung, qualifizierte Führung, passende Arbeitsorganisation und entsprechendes Arbeitsmaterial vorzufinden – das sind Merkmale „attraktiver“ Einrichtungen.
    Allgemein sind einige Punkte als Ergebnis dieser Tagung festzuhalten, die eine Imagepflege berücksichtigen muss:

    • mehrere Ebenen sollen angesprochen werden (Branchenund Einrichtungsimage)
    • mehrere Kanäle sind zu nutzen (Internet, Tageszeitungen, Schulen)
    • Imagepflege muss zielgruppenspezifisch sein (Jugendliche, Praktikanten/-innen, Arbeitnehmer/-innen, Wiedereinsteiger/-innen, Gesellschaft) und
    • langfristig angelegt sein (geplante und koordinierte Projekte, Beteiligung von verschiedenen Entscheidungsträgern).

    Ziel einer Imagearbeit in der Betreuung und Pflege ist es, unbekannte und günstige bzw. positiv besetzte Facetten der Pflegetätigkeit zu betonen. Es ist zu wenig, Imagekampagnen zu Verbesserung des Ansehens der Pflege ins Leben zu rufen. Vielmehr muss das Profil der Pflege als Arbeitgeber aktiv verändert werden.

    Quelle
    Aktuell. Information für die MitarbeIterinnen der Alten- und Pflegeheime in OÖ. Dezember-Heft 2009  www.altenheime.org






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