Es gibt verschiedene Theorien, die erklären, warum individuelle Unterschiede, wie z.B. Persönlichkeitsmerkmale, zu sozialem Status in Face-to-Face-Gruppen führen. Grosz et al. (2024) haben diese verschiedenen theoretischen Standpunkte in ein Modell mit vier Pfaden von individuellen Unterschieden zu Status integriert: einen Dominanz-, einen Kompetenz-, einen Tugend- und einen mikropolitischen Pfad. Um diese Pfade zu untersuchen, wurde eine Meta-Analyse von über 100 Jahren Forschung zu bivariaten Zusammenhängen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen, kognitiven Fähigkeiten und Körpergröße und dem Erreichen statusbezogener Ergebnisse in Face-to-Face-Gruppen durchgeführt.
Die gefundenen meta-analytischen Korrelationen stimmten weitgehend mit dem Mikropolitik-Pfad, vorläufig mit dem Kompetenz- und Tugendpfad und nur teilweise mit dem Dominanzpfad überein, d.h. diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Erlangung von Status nicht nur von der Kompetenz und Tugend eines Individuums abhängt, sondern auch davon, wie Individuen ihre offensichtliche Kompetenz oder Tugend durch durchsetzungsfähiges Verhalten, Extraversion oder Selbstbeobachtung verstärken können. Sozialer Status wird daher häufig nicht nur von kompetenten und tugendhaften Personen erreicht, sondern auch von Personen, die ihren Anschein von Kompetenz oder Tugend durch selbstbewusstes, extravertiertes und sozial angemessenes Verhalten verstärken.
Auch wenn sozialer Status häufig auf besondere Fähigkeiten oder Tugendhaftigkeit schließen lässt, können Personen auch dann Status erlangen, wenn sie durch ihr selbstbewusstes oder selbstdarstellerisches Verhalten lediglich den Eindruck von Kompetenz und Tugendhaftigkeit erwecken.
Literatur
Grosz, M. P., van Aert, R. C. M., & Back, M. D. (2024). A meta-analytic review of the associations of personality, intelligence, and physical size with social status. Psychological Bulletin. Vorabveröffentlichung online. https://doi.org/10.1037/bul0000416.