Kinder aus bildungsferneren Elternhäusern erhalten weniger Unterstützung beim Lernen als Kinder, deren Eltern Nachhilfe selber leisten oder finanzieren können, d. h., es fehlen in vielen Familien die ökonomischen oder zeitlichen Ressourcen, um Schwächen ausgleichen zu können. Hinzu kommen auch die Einstellungen von Lehrerinnen und Lehrern, die etwa Kindern mit Migrationshintergrund weniger zutrauen und sie weniger ermutigen und fördern, wobei diese Spirale aus fehlendem Zutrauen der Lehrenden und geringerem Lernerfolg der unterschätzten Kinder gut belegt ist.
Eltern aus benachteiligten Milieus, also Eltern, die entweder arm sind oder kein stabiles Einkommen haben, Eltern, die ihr Leben lang gearbeitet haben, auf der Straße oder in der Fabrik, Eltern, die geflohen oder zugewandert sind, Menschen also, deren ganzer Lebensmut darauf baut, dass sie ihren Kindern zusehen können, wie sie etwas anderes lernen, entdecken, ausprobieren können als sie selbst, wie sie wachsen in neue Aufgaben und Positionen hinein, diese Eltern können immer häufiger gewiss sein, dass genau dies nie geschehen wird. Wo aber Armut sich vererbt wie Privilegien, ist das Leben der einen so wenig Ausdruck eigener Leistungen oder Verdienste wie das der anderen
Quelle
Carolin Emcke unter dem Titel „Lernen“ am 1. September 2017 in der Süddeutschen Zeitung.