Es ist aus lernpsychologischer Sicht falsch, dass kleine Kinder schneller lernen als Erwachsene, denn sie lernen sogar wesentlich langsamer, da ihre Gehirnstrukturen noch in der Entwicklung und nicht so geordnet sind wie bei Erwachsenen. So sind etwa bei Dreijährigen wichtige Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnbereichen noch nicht vollständig ausgebildet, sodass etwa die Rechts-Links-Unterscheidung einen schwierigen Lernprozess darstellt, der einige Zeit dauert und erst aufgebaut werden muss.
Das gilt auch für Sprachen, denn im Gehirn gibt es zwei große Sprachzentren (Wernicke-Sprachzentrum und Broca-Zentrum), zwischen denen sich erst über die Zeit eine stabile Verknüpfung bilden muss. Das Einzige, was kleine Kinder besser und schneller lernen, ist die richtige Aussprache, denn wenn Kinder eine Sprache lernen, hören sie sich an wie Native Speaker, was für Erwachsene schwieriger ist.
In diesem Alter ist es wichtig, dass man bei Kindern nicht zu früh beginnt, ihr Lernen zu strukturieren und zur Leistung zu machen, denn das kann den Kindern die Motivation verderben und sie überfordern. So ist eine Art Vorschule im Kindergarten nur bedingt sinnvoll, denn Kinder sollen im Kindergarten vor allem soziale und kooperative Fähigkeiten lernen. Eine spielerische Hinführung auf das spätere Lesen, Schreiben und Rechnen muss in diesem Alter sehr kindgemäß gemacht werden, und muss dabei auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder abgestellt sein. Es gibt Kinder, die mit drei Jahren schon addieren und subtrahieren können, während andere aber erst lernen müssen, viel und wenig zu unterscheiden, d. h., jedes Kind muss bei seinem persönlichen Stand abgeholt werden.
Zusammengefasst nach einem Interview mit Brigitte Rollett in ALLINFO vom 29. März 2018.