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Klassische Experimente zum Gruppendruck

    Zahlreiche Untersuchungen von Asch (1956) befassten sich mit den Bedingungen von Unabhängigkeit und mangelnder Unabhängigkeit unter dem Druck der Gruppe. So wurde etwa eine Gruppe von sieben bis neun Personen in einem Klassenzimmer versammelt, um an einem scheinbar einfachen Experiment zur visuellen Unterscheidung teilzunehmen. Die Versuchspersonen waren allesamt männliche, weiße College-Studenten im Alter zwischen 17 und 25 Jahren, deren Durchschnittsalter bei 20 Jahren lag. Probanden wurden individuell drei unterschiedlich lange Linien und eine Vergleichslinie gezeigt, wobei die Längen der Linien so gewählt war, dass 95 % der Probanden die Vergleichslinie richtig zuordneten. Danach mussten die Probanden in Gruppen, in denen nur jeweils ein echter Proband war, wieder Urteile über die Länge der Linien abgeben, wobei es mehrere Durchgänge gab. Die falschen Probanden wähllten dabei einstimmig die falsche Vergleichslinie. Bezogen auf alle Durchgänge wurde bei 37 % die falsche Zuordnung der Gruppe übernommen, während 63 % der Durchgänge bleiben die echten Probanden bei ihrem eigenen Urteil blieben und sich nicht anpassten. Allerdings über alle Durchgänge gaben nur 25 % der Probanden bei allen die richtige Zuordnung an, und 75 % ließen sich bei mindestens einem Durchgang auf Grund des Anpassungsdrucks zu einem Fehlurteil verleiten. Weitere Experimente zeigten auch, dass je größer die Gruppe war, desto höher stieg die Konformitätsrate.

    Neben dem Asch-Konformitätsexperiment gibt es weitere Arbeiten zum Gruppendruck:

    Milgram-Experiment zur Gehorsamkeit (Stanley Milgram, 1961): Obwohl dieses Experiment hauptsächlich auf den Begriff des Gehorsams abzielt, zeigt es auch den Einfluss von Gruppendruck auf individuelles Verhalten. Die Teilnehmer wurden angewiesen, einem „Autoritätsfiguren“ zu folgen und anderen scheinbar schmerzhafte Elektroschocks zu geben, wenn sie falsche Antworten gaben. Die Studie demonstrierte, dass viele Menschen bereit waren, in schädliche Handlungen zu verwickeln, wenn sie von einer Autoritätsperson oder einer Gruppe dazu gedrängt wurden.

    Stanford-Gefängnisexperiment (Philip Zimbardo, 1971): Obwohl dies kein direktes Experiment zum Gruppendruck ist, untersuchte es den Einfluss von sozialen Rollen und der Identifikation mit einer Gruppe auf das Verhalten der Teilnehmer. Die Teilnehmer wurden zufällig als Gefangene oder Wärter in einem simulierten Gefängnis zugewiesen. Das Experiment musste jedoch vorzeitig abgebrochen werden, da die Wärter die Machtmissbrauch und Gewalt zeigten, während die Gefangenen traumatische Reaktionen zeigten. Dieses Experiment unterstreicht, wie stark Gruppendynamiken das Verhalten beeinflussen können.

    Diese Experimente haben wesentlich dazu beigetragen, das Verständnis für den Gruppendruck und seine Auswirkungen auf das individuelle Verhalten zu erweitern, wobei sie alle zeigen, dass Menschen in sozialen Situationen oft geneigt sind, sich der Mehrheitsmeinung anzuschließen oder einer Autorität zu gehorchen, auch wenn dies im Konflikt mit ihren persönlichen Überzeugungen steht.

    Literatur

    Asch, Solomon E. (1956). Studien über Unabhängigkeit und Konformität: I. Eine Minderheit von einem gegen eine einstimmige Mehrheit. Psychologische Monographien: General and Applied, 70, 1-70.
    Milgram, S. (1963). Behavioral study of obedience. The Journal of Abnormal and Social Psychology, 67, 371-378.
    Stangl, W. (2023, 25. Juli). Konformitätsdruck . Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
    https:// lexikon.stangl.eu/3947/konformitaetsdruck.
    Zimbardo, P. G. (1973). On the ethics of intervention in human psychological research: With special reference to the Stanford prison experiment. Cognition, 2, 243-256.






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