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Kontrolle, Scham und Therapie bei Binge-Eating

    Binge-Eating ist eine weitverbreitete, aber oft übersehene Essstörung, , bei der die Betroffenen wiederkehrende Essanfälle erleben, in denen sie die Kontrolle verlieren – meist als Versuch, innere Spannungen oder Gefühle zu regulieren. Nach Expertenmeinung liegt der Kern aller Essstörungen im Bedürfnis nach Kontrolle über Körper und Emotionen, denn wenn diese Kontrolle bricht, etwa nach einer Phase restriktiven Essens, kippt das System: Das Gehirn schaltet von Hemmung auf Belohnung um, und Betroffene fühlen sich wie ferngesteuert.

    Scham spielt dabei eine zentrale Rolle, weil der Kontrollverlust sichtbar wird und gesellschaftlich schnell als Schwäche gilt, sodass ein Kreislauf aus Anspannung, Essen, Scham und Rückzug entsteht. Heilung beginnt, wenn Betroffene lernen, Spannungen auszuhalten, bevor sie zu essen beginnen, wobei Partner und Angehörige unterstützen können, indem sie zuhören statt kontrollieren.

    Therapeutisch hat sich vor allem die kognitive Verhaltenstherapie bewährt, ergänzt durch interpersonelle Ansätze, um soziale Isolation zu durchbrechen. Medikamente wie Antidepressiva oder neue GLP-1-Agonisten können hilfreich sein, ersetzen aber keine Therapie. Letztlich bedeutet Heilung nicht, perfekt zu essen, sondern wieder Vertrauen in den eigenen Körper und die eigenen Gefühle zu finden – und Essen nicht länger als Ersatz für innere Ordnung zu benötigen.

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