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Multitasking ist ein Mythos

    In einem hier nicht namentlich genannten Lifestyle Magazin fand sich eine Frage mit folgender Antwort:

    Welche Hirnleistung neben dem Gedächtnis werden durch Bewegung verbessert?

    Multitasking ist für unseren Alltag unentbehrlich: Selbst, wenn wir nur Auto fahren, machen wir sehr viele Dinge gleichzeitig – natürlich ohne, dass es uns bewusst wäre. Wir beobachten die Lage rund um uns, sehen eine Kuh auf der Wiese neben der Autobahn, gleichzeitig jemanden hinter uns, der uns überholen möchte, wir bedienen die Pedale, halten das Lenkrad, blinken und so weiter. Bewegung kann jene Regionen im Vorderhirn – also hinter der Stirn – pflegen, die für Multitasking zuständig sind. Sie schrumpfen mit dem Alter weniger und die Funktionen bleiben uns länger erhalten.

    Leider gibt diese Antwort eine Psychologin, die es eigentlich besser wissen müsste!

    Multitasking ist ein Mythos

    denn der Mensch kann zwar mehrere komplexe Tätigkeiten gleichzeitig auszuführen, doch dabei täuscht uns das Gehirn, denn es kann sich nur auf eine komplexe Tätigkeit gleichzeitig konzentrieren. Was es aber kann, ist rasch zwischen den Tätigkeiten hin- und herschalten, wobei der präfrontale Cortex dafür zuständig ist. Da diese Gehirnregion relativ spät meist erst gegen Ende der Jugendzeit ausreift und sich auch im Alter auch wieder etwas zurückbildet, haben sowohl Kinder als auch ältere Menschen mit der Gleichzeitigkeit von mehreren Aufgaben erhebliche Probleme. Multitasking senkt nach Studien vor allem bei älteren Menschen die Arbeitsproduktivität und verursacht Stress, wobei insbesondere die Gedächtnisleistung nach ständigen Unterbrechungen stark nachlässt.

    Kurzdefinition: Der Begriff Multitasking bezeichnet eine Form der Konzentrationsschwäche, da das menschliche Gehirn nicht in der Lage ist, mehrere komplexe Tätigkeiten gleichzeitig zu verarbeiten, sondern nur zwischen ihnen mehr oder minder rasch zu wechseln.


    Nach Ansicht des Neurobiologen Lutz Jäncke (Universität Zürich) lösen sich die Geschlechterunterschiede in der anatomischen Vernetzung fast vollständig in Luft auf, wenn man die unterschiedliche Gehirngröße herausrechnet, denn schließlich wiegt ein durchschnittliches männliches Gehirn etwa 1400 Gramm, ein weibliches hingegen 1300 Gramm. Selbst innerhalb ein und desselben Geschlechts waren bei den größeren Gehirnen die beiden Hälften schwächer vernetzt als bei den kleineren, sodass die stärkere Verknüpfung innerhalb einer Hirnhälfte bei Männern also wohl nicht in erster Linie am Geschlecht lag, sondern schlicht daran, dass Männer im Schnitt größere Gehirne haben. Es gibt in Wahrheit daher keinen einzigen Beleg dafür, dass die Kommunikation zwischen den Hirnhälften der Frauen besser ist als bei den Männern, sodass Frauen im Multitasking genauso schlecht sind wie Männer.

    Literatur

    Stangl, W. (2014). Multitasking eine Illusion. Werner Stangls Pädagogik News.
    WWW: https://paedagogik-news.stangl.eu/multitasking-eine-illusion/ (2014-01-17)
    Stangl, W. (2015). Stichwort: ‚Multitasking‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
    WWW: https://lexikon.stangl.eu/6599/multitasking/ (2015-05-23)






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