Oxytocin findet man in fast allen mehrzelligen Tierarten, gleichgültig ob Borstenwurm, Hummer, Lachs oder Homo sapiens, alle produzieren Oxytocin, das bei Säugetieren unter anderem in den Nieren aktiv ist und dort die Wiederaufnahme von Natriumionen aus dem Primärharn reguliert. Oxytocin sichert damit das Konzentrationsgleichgewicht von Salz und Wasser in den Körperflüssigkeiten, was evolutionstechnisch betrachtet die älteste Funktion des Oxytocin darstellt.
Allerdings hat dieser physiologische Mechanismus mit der Zeit neue Rollen übernommen, denn Oxytocinmoleküle regen bei Frauen zu Beginn der Geburt die rhythmische Kontraktion des Uterus an, sodass die Wehen einsetzen. Später steigert das Saugen des Neugeborenen an der Brustwarze die Oxytocinproduktion, was den Milchfluss fördert und dabei die Konzentration von Cortisol senkt. Gleichzeitig wird auch beim Säugling selber vermehrt Oxytocin ausgeschüttet, d. h., Stillen trägt zum Wohlempfinden sowohl von Mutter als auch Kind bei.
Übrigens lösen Sexualität und Zärtlichkeiten bei erwachsenen Paaren ähnliche Effekte aus. Oxytocin hat auch einen erheblichen Einfluss auf das Sozialverhalten, wobei etwa Autisten unter einem chronischen Mangel dieses Hormons leiden, denn eine medikamentöse Verabreichung verringert vorübergehend die Symptome.
Nach neuesten Untersuchungen soll das Hormon zumindest im Tierversuch auch bei der Schmerzbekämpfung eine Rolle spielen.