Da auch im Dezember 2016 wieder eine völlig sinnentleerte Diskussion über die Ursachen der Ergebnisse von PISA – seien diese nun gut oder schlecht – begonnen hat, sei hier auf die Ausführungen zu früheren Pisa-Studien und wahren Ursachen guter und schlechter Ergebnisse verwiesen:
https://news.lerntipp.at/401/pisa-die-wirklichen-ursachen-guter-und-schlechter-ergebnisse
https://news.lerntipp.at/401/pisa-die-wirklichen-ursachen-guter-und-schlechter-ergebnisse
Bei den Ergebnissen im Jahre 2016 – die Daten stammen aus 2015 – kommt nach einer Analyse des Statistikers Erich Neuwirth noch eine zusätzliche Problematik hinzu. In einem Interview im Standard vom 9. Dezember 2016 sagt er: „Die Aussagekraft der Pisa-Werte für Österreich ist sehr relativ zu sehen. Nach diesem Test ist bei weitem nicht statistisch gesichert, dass wir uns verschlechtert haben. Vor allem, weil die Verschlechterung zum größten Teil nur bei den Mädchen festgestellt wird. Insbesondere ist zu berücksichtigen, dass die Mädchen beim Lesen zwar traditionell besser sind, sich aber deutlich verschlechtert haben, während die Buben etwas besser geworden – aber immer noch schlechter als die Mädchen – sind. In Mathematik und in den Naturwissenschaften verschlechterten sich beide Gruppen, die Mädchen aber doch deutlich mehr.“ Grund für Neuwirths Vorbehalte hinsichtlich des allgemeinen Verschlechterungsbefundes ist der Wechsel des Messverfahrens, dessen Auswirkungen zumindest für Österreich nicht durch eine geeignete vergleichende Untersuchung quantifizierbar seien. Denn bei der Testung 2015 mussten die getesteten Schülerinnen und Schüler erstmals alle Fragen am Computer beantworten, in den Jahren davor immer mit Papier und Bleistift. „Da ist ein dicker Hund in Österreichs Pisa-Ergebnissen, weil wir nicht am Feldtest 2014 teilgenommen haben. Wir müssen jetzt ausbaden, was die ehemalige Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek mit ihrer übertriebenen Panikreaktion verursacht hat.“ Nach Ansicht von Neuwirth bedarf es daher tiefergehender Untersuchungen, um die Relevanz der Pisa-Ergebnisse zu untermauern. Für die vorliegenden quantitativen Ergebnisse beziehungsweise Unterschiede zwischen Mädchen und Buben ist als Erklärung etwa denkbar, dass sich Schülerinnen und Schüler aus Ländern, in denen der Computereinsatz im Unterricht etablierter sei als in Österreich, bei Pisa dann leichter getan hätten. Das vergleichsweise bessere oder deutlich weniger verschlechterte Abschneiden der österreichischen Buben könnte aber auch ein Effekt davon sein, dass sich Buben vielleicht außerhalb der Schule eher mit Computern beschäftigen als Mädchen.
Anmerkung: Wie schon vor Jahren fiel das Abschneiden der österreichischen VertreterInnen bei der „Euroskills“, bei denen Österreich mit Fachkräften im Alter von 18 bis 25 Jahren in 26 Berufen vertreten war, wieder mit der PISA-Präsentation zusammen, wobei dieses Mal das österreichische Team eines das besten war und die meisten Medaillen nach Hause brachte – ein Beweis für die Qualität des differenzierten österreichischen Schulsystems:
Mehr als 500 junge Teilnehmer aus 28 Nationen kämpften in den vergangenen Tagen um Medaillen, darunter auch 35 Nachwuchs-Fachkräfte aus Österreich – und ihre Bilanz ist mehr als erfreulich: Fünf Mal Gold, fünf Mal Silber und vier Mal Bronze – damit konnte sich Team Austria auch die Teamwertung sichern.