Eine interessante Anwendung des Weber-Fechner-Gesetzes findet sich 2021 in der Archäologie, und zwar zum Nachweis, dass schon in der Hochkultur der Bronzezeit eine Urform von Geld gegeben hat. Erschlossen wurde das durch einen Vergleich von Ringen, Spangen und Klingen, die in Form und Gewicht erstaunlich standardisiert waren. Die Entwicklung von Geld und kohärenter Gewichts- und Maßsysteme gehören zu den bedeutendsten prähistorischen Entwicklungen der menschlichen Intelligenz, denn bevor Münzen geprägt oder Geldscheine gedruckt wurden, kamen verschiedene vormünzliche Zahlungsmittel zum Einsatz, deren Spektrum von Muscheln über Salzbarren bis zu Bronzeobjekten reichten, wobei ein wesentliches Merkmal dabei die Standardisierung darstellt. Kuijpers & Popa (2021) untersuchten mehr als fünftausend Ösenringe, Spangenbarren und Axtklingen aus Kupfer und Bronze aus der frühen Bronzezeit, wobei viele dieser Objekte in großer Zahl gefunden wurden, manchmal in Horten mit mehreren hundert Stück. Man verglich die Gewichte dieser Objekte statistisch, wobei etwa 70 Prozent der untersuchten Ringe ein Durchschnittsgewicht von rund 195 Gramm hatten, ähnlich genug, um in der Hand nicht als unterschiedlich schwer wahrgenommen zu werden. Die Spangenbarren teilte man in eine schwerere und eine leichtere Gruppe, wobei bei letzterer 38 Prozent der Spangen ein Gewicht von rund 81 Gramm hatten, bei ersterer wogen 71 Prozent etwa 186 Gramm. Geringer war die Übereinstimmung bei den Axtklingen, wo rund ein Drittel der untersuchten Objekte ein Gewicht von rund 285 Gramm hatte. Daher vermutet man, dass diese Ähnlichkeit in Form und Gewicht, zusammen mit der Tatsache, dass diese Objekte oft in Horten entdeckt wurden, auf eine Verwendung als frühe Form einer standardisierten Währung hindeuten, wobei es auch Belege dafür gibt, dass diese über größere Entfernungen ausgetauscht wurden. Am Ende der Frühbronzezeit sind Ösenringe und Spangenbarren dann verschwunden und es begann ein Handel mit Altmetall und Gusskuchen. Voraussetzung dafür waren die Entwicklung von Waagen und die kognitive Entwicklung eines Wägesystems gewesen, wobei die frühesten Belege dafür in Mittel- und Westeuropa aus der mittleren Bronzezeit stammen.
Literatur
Kuijpers, Maikel, H. G. & Popa, Cătălin N. (2021). The origins of money: Calculation of similarity indexes demonstrates the earliest development of commodity money in prehistoric Central Europe. PLOS ONE, 16, doi:10.1371/journal.pone.0240462.
https://science.apa.at/power-search/3088973476463556925 (21-01-21)