Nach Ansicht des Wiener Psychiaters Raphael Bonelli in einem Interview mit der „Kathpress“ ist das Prinzip hinter dem Beichtgebot, dass jeder etwas falsch macht und somit ein Sünder ist, den Menschen entlastet und ihn aus dem Perfektionismuszwang herausholt. Er meint, dass das Aussprechen und Eingestehen von eigener Schuld nachweisbar heilsam sei.
Der gute Mann vergisst dabei allerdings, dass es in der katholischen Beichte meist um Schuld geht, die ihre Ursache in restriktiven dogmatischen Geboten der römisch-katholischen Kirche hat. Somit ist die Beichte im Grunde nichts anderes, als der Versuch der Erlösung von jener Schuld, die man ihnen auferlegt bzw. auch nur eingeredet hat. Wie praktisch, auf diese Weise Abhängigkeiten zu schaffen!
Im Grunde wird bei diesem religiösen Schuldbegriff nicht zwischen Schuld und Verantwortung unterschieden bzw. dieser Unterschied verwischt, denn dass Menschen für ihr Verhalten verantwortlich sind, ist eine Trivialität. Aber Menschen etwa dafür schuldig zu sprechen, dass sie nach einer gescheiterten Beziehung einen neuen Versuch wagen, ist mehr oder minder nur berechnend wenn nicht zynisch.
Quelle
https://www.kathpress.at/goto/meldung/1631172/psychiater-beichte-bietet-ausweg-aus-perfektionismus-wahn