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Sensationssuche beim Essen?

    Byrnes & Hayes (2016) haben untersucht, inwieweit die Vorliebe für scharfes Essen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängt. Es zeigte sich, dass Menschen mit einer Vorliebe für Scharfest sich gerne in riskante Situationen begeben, also Sensationssucher sind, denn sie mögen insgesamt den Thrill bzw. das kribbelnde Erlebnis jenseits der Komfortzone. Dennoch streben solche Menschen auch nach einem positiven Feedback anderer Menschen, sodass sie ihre riskanten Aktionen auch deshalb unternehmen, um Anerkennung zu bekommen. Menschen mit einem hohen Maß an Verträglichkeit bzw. Menschen, die nach Harmonie streben, bevorzugen eher süßes Essen als Menschen mit einem niedrigen Maß an Verträglichkeit. Dabei muss man einschränken, dass der Frauenanteil unter diesen überwiegt, sodass der eigentliche Grund für die soziale Verträglichkeit eher darin liegt, dass es sich dabei vorwiegend um Frauen handelt, von denen naturgemäß Hilfsbereitschaft und Mitgefühl erwartet wird. Hingegen hat man in einem Geschmackstest (Sagioglou & Greitemeyer, 2019) an etwa tausend Männern und Frauen herausgefunden, je stärker deren Vorliebe für bittere Lebensmittel, umso mehr Merkmale eines böswilligen Verhaltens zeigten sie. Vor allem Sadismus und Psychopathie sind bei den Liebhabern des Bitteren überdurchschnittlich häufig zu finden, denn Menschen mit diesen Merkmalen benötigen extreme Reize, um überhaupt etwas zu spüren, wobei das Bittere für sie wohl einen solchen Reiz darstellt. Bekanntlich schmecken viele Gifte bitter, sodass die Reizung der Bitterrezeptoren auf der Zunge im Gehirn für Erregung sorgt.

    Übrigens: Menschen haben mehr als fünfundzwanzig verschiedene Arten von Bitterrezeptoren auf der Zunge, die der Geschmackswahrnehmung dienen, wobei sich Befunde mehren, dass auch Zellen anderer Organe über solche Rezeptoren verfügen. So sind bestimmte Bitterrezeptoren in Magenzellen an der Regulation der Magensäuresekretion beteiligt oder spielen in Darmzellen und Zellen der Atemwege eine Rolle für die Freisetzung antimikrobieller Stoffe. Man vermutet daher, dass Bitterrezeptoren über physiologische Funktionen verfügen, die dazu genutzt werden könnten, Krankheiten vorzubeugen oder zu behandeln, was auch für Krebserkrankungen gilt, da Bitterrezeptoren auch in Krebszellen vorhanden und funktionell aktiv sind. Nach einer Metaanalyse von Zehentner et al. (2021) produzieren Krebszellen weniger Bitterrezeptoren, doch wenn man ihre Herstellung jedoch künstlich anregt oder Bitterrezeptoren gezielt aktiviert, könnte man die zellulären Mechanismen stimulieren, die krebshemmend wirken. Dadurch könnte die Teilung und Wanderung von Krebszellen verringert werden und diese zur Apoptose gebracht werden.

    Literatur

    Byrnes, N. K. & Hayes, J. E. (2016). Behavioral measures of risk tasking, sensation seeking and sensitivity to reward may reflect different motivations for spicy food liking and consumption. Appetite, 103, 411-422.
    Sagioglou, C. & Greitemeyer, T. (2019). Common, nonsexual masochistic preferences are positively associated with antisocial personality traits. Journal of Personality, 88, doi:10.1111/jopy.12526.
    Zehentner, S., Reiner, A.T., Grimm, C. & Somoza, V. (2021). The Role of Bitter Taste Receptors in Cancer: A Systematic Review. Cancers, 13, doi:10.3390/cancers13235891.






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