Es gibt bereits zahlreiche empirische Belege dafür, dass die Förderung der Schülersprache das Mathematiklernen von Schülerinnen und Schülern fördern kann. Offenbar gibt es einen Zusammenhang zwischen der Sprachkompetenz der Kinder im Deutschen und ihrer Leistung im Mathematikunterricht, wobei die Sprachkompetenz dabei einen größeren Einfluss als etwa der sozioökonomische Status der Kinder hat.
Prediger et al. (2022) haben in einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie unterschiedliche Effekte für verschiedene Zielgruppen untersucht. In einer Gruppe wurde mathematisches Verständnis gefördert, indem die Lernenden immer wieder zum Erklären und Begründen aufgefordert wurden, eine zweite Gruppe erhielt zusätzlich lexikalische Lerngelegenheiten, etwa Informationen zu Satzbausteinen wie „der Teil vom Ganzen“, und in einer dritten Gruppe (Kontrollgruppe) wurde der Standardunterricht ohne zusätzliche Lernangebote durchgeführt. Vor und nach den Unterrichtseinheiten testete man die mathematischen Fähigkeiten der Kinder.
Die Regressionsanalyse zeigte, dass alle Schülerinnen und Schüler ihr konzeptuelles Verständnis in beiden Interventionen signifikant vertieft hatten, doch anders als erwartet hatte die integrierte Wortschatzarbeit keinen signifikanten zusätzlichen Nutzen für das Wachstum des konzeptuellen Verständnisses der mehrsprachigen Schüler. Wenn Schülerinnen und Schüler miteinander ins Gespräch gebracht werden, miteinander interagieren und über den Stoff diskutieren, dann kommt es zu vertieftem Mathematiklernen.
Diese Ergebnisse sprechen für die Förderung eines sprachsensiblen Mathematikunterrichts für alle Schülerinnen und Schüler und für die Verwendung eines diskursiven statt eines wortschatzorientierten Ansatzes.
Literatur
Prediger, S., Erath, K., Weinert, H., & Quabeck, K. (2022). Only for Multilingual Students at Risk? Cluster-Randomized Trial on Language-Responsive Mathematics Instruction. Journal for Research in Mathematics Education, 53, 255-276.
https://idw-online.de/-DDzAAA (22-09-28)