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Warum die Zeit mit dem Alter schneller zu vergehen scheint

    Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Jahre im Alter immer schneller vergehen, während die Kindheit und Jugend sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Dieses Phänomen wird durch Studien aus verschiedenen Ländern bestätigt, was auf eine kulturübergreifende Wahrnehmung hindeutet.

    Einige Erklärungsansätze gehen davon aus, dass die mathematische Relation eines Jahres zum gesamten Leben eine Rolle spielt. Für ein Kind macht ein Lebensjahr einen deutlich größeren Anteil seiner bisherigen Lebenserfahrung aus als für einen älteren Menschen. Es wird jedoch bezweifelt, dass das Gehirn solche Berechnungen anstellt.

    Eine plausiblere Erklärung liegt in der Anzahl und Emotionalität unserer Erinnerungen. Unser Zeitempfinden wird maßgeblich davon beeinflusst, wie viele emotionale Erlebnisse wir gesammelt haben und an die wir uns erinnern können. Je mehr bedeutungsvolle und emotionale Ereignisse wir erlebt haben, desto länger erscheint uns ein zurückliegender Zeitraum im Rückblick. Routinetage hingegen, die kaum neue Eindrücke hinterlassen, wirken im Nachhinein viel kürzer. Emotionen sind dabei der „Klebstoff“ für unser Gedächtnis, und bedeutungsvolle Erlebnisse führen zu einer retrospektiven Zeitdehnung.

    Dieses Phänomen wird auch als Zeitparadoxon bezeichnet: Wenn wir spannende Dinge erleben und nicht auf die Zeit achten, vergeht sie im Moment sehr schnell. Doch im Rückblick haben wir viele Erinnerungen und Emotionen, wodurch die Zeit länger erscheint. Umgekehrt fühlt sich Warten endlos an, hinterlässt aber kaum Erinnerungen.

    Die Jugendzeit erscheint im Rückblick ausgedehnt, da sie von zahlreichen neuen Erfahrungen geprägt ist. Mit zunehmendem Alter nehmen Routinen überhand, da die Dinge nicht mehr neuartig sind. Diese Gewohnheiten sind „Zeit-Killer“, da wir im Nachhinein weniger neue Eindrücke abrufen können, die die Zeit dehnen würden.

    Zusätzlich kann die zunehmende Digitalisierung und damit verbundene Ablenkung sowie der Mangel an entschleunigenden Wartezeiten das beschleunigte Zeitempfinden verstärken. Auch Stress und Zeitdruck tragen dazu bei, da wir unter Druck Ereignisse weniger bewusst und detailliert wahrnehmen.






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