Um erfolgreich miteinander zu kooperieren, ist es notwendig, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, d.h. Empathie zu entwickeln, also die Fähigkeit zu erspüren, was in anderen Menschen vorgeht. Der Mensch ist genetisch darauf geeicht, mit anderen Menschen zu interagieren und dabei immer zu versuchen, herauszufinden, was sie denken und fühlen. Gegen diese Eichung, die sich im Laufe der Evolution als vorteilhaft und überlebenswichtig erwiesen hat, kann die individuelle Entscheidung, die Meinung anderer Menschen aufgrund bestimmter Überlegungen und Stimmungen zu ignorieren, nur bedingt etwas ausrichten.
Damit Menschen die Bedeutung sozialer Bindungen und Kooperationen für das eigene Leben leichter erkennen können, löst das Feedback einer Person nachweislich eine Reaktion im Kopf aus, die schwer zu ignorieren ist. Erfährt man von einem anderen Menschen persönliche Wertschätzung, aktiviert dies das Belohnungssystem im Gehirn außerordentlich stark. Erhält man zum Beispiel ein Lob oder ein Kompliment, das ehrlich und authentisch wirkt, reagiert ein bestimmter Teil des Gehirns, der sogenannte Nucleus accumbens, mit der Ausschüttung körpereigener opiumähnlicher Substanzen, das heißt, man erlebt eine Art High. Das Gleiche passiert, wenn man zum Beispiel ein bestimmtes Ziel erreicht oder schöne, rote, reife Erdbeeren isst, allerdings nicht in der Intensität wie bei einer wertschätzenden Rückmeldung. Die Belohnungsreaktion bei echter persönlicher Wertschätzung ist deutlich stärker als etwa bei einer Bonuszahlung oder beim Essen von Schokolade. Dieses Hochgefühl kann nur noch gesteigert werden, wenn das Lob überraschend kommt, weil dann der Nucleus accumbens richtig aufdreht.
Neben dieser kurzfristigen Glücksreaktion, an der mit dem Nucleus accumbens als Hauptverantwortlichem übrigens ein eher ursprünglicher und archaischer Teil im vorderen Drittel unseres Gehirns unterhalb der Großhirnrinde maßgeblich beteiligt ist, den Menschen mit anderen Säugetieren gemeinsam haben, gibt das Feedback von anderen Menschen langfristig Orientierung und kann die eigene Resilienz stärken. Die Erfahrung, in einer vergleichbaren Situation Bestätigung erfahren zu haben, kann Menschen vor einer neuen, schwierigen oder unklaren Herausforderung Sicherheit geben. Diesen Effekt kann übrigens auch Kritik haben, denn Kinder bis 12 Jahre reagieren vor allem auf Lob, aber auch Jugendliche und Erwachsene können Kritik als wertschätzend und motivierend empfinden. Kein oder zu wenig Feedback auf das eigene Verhalten zu erhalten, führt hingegen fast zwangsläufig zu Verunsicherung und Irritation, die auch durch die süßeste Erdbeere nicht behoben werden kann.