Aufmerksamkeit ist eine der Schlüsselfunktionen unseres Gehirns. Sie ermöglicht es uns, die ständig auf uns einströmenden Informationen gezielt aufzunehmen, zu verarbeiten und zu steuern. Diese Fähigkeit beeinflusst fast alle Bereiche unseres Lebens und bildet die Grundlage für viele andere kognitive Leistungen. Ohne Aufmerksamkeit wären wir überwältigt von der Flut an sensorischen Eindrücken und könnten wichtige Informationen nicht effektiv im Gedächtnis speichern.
Neuere Forschungen zeigen, dass Aufmerksamkeit keine einheitliche Funktion ist, sondern sich in verschiedene Teilaspekte gliedert. Dazu gehören unter anderem die Reaktionsbereitschaft, die Daueraufmerksamkeit, die fokussierte Aufmerksamkeit und die geteilte Aufmerksamkeit. Eine elementare Komponente ist die Reaktionsbereitschaft (Alertness). Sie ermöglicht es uns, schnell und angemessen auf plötzliche Reize in unserer Umgebung zu reagieren. Dieses Prinzip tritt zum Beispiel in Situationen zutage, in denen wir an einer roten Ampel warten – sobald das Licht auf Gelb wechselt, steigt unsere Aufmerksamkeit kurzzeitig an, um bei Grün zügig losfahren zu können. Unter Daueraufmerksamkeit versteht man die Fähigkeit, das Aufmerksamkeitsniveau über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Dies ist etwa beim konzentrierten Lesen oder dem Folgen eines Vortrags wichtig. Hier müssen wir unsere Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum auf einen Gegenstand oder eine Tätigkeit gerichtet halten. Es gibt aber auch Situationen, in denen wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf einen Aspekt fokussieren müssen, ohne uns von anderen, unwichtigen Reizen ablenken zu lassen. Diese fokussierte Aufmerksamkeit ist beispielsweise beim Autofahren oder bei der Bearbeitung komplexer Aufgaben von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus müssen wir in vielen Alltagssituationen unsere Aufmerksamkeit teilen, um mehrere Dinge gleichzeitig im Blick zu haben. Die geteilte Aufmerksamkeit kommt zum Tragen, wenn wir etwa telefonieren und gleichzeitig Notizen machen. Insgesamt zeigt sich, dass Aufmerksamkeit ein vielschichtiges Konstrukt ist, das unser gesamtes Denken, Lernen und Handeln prägt. Das Verständnis dieser kognitiven Funktion liefert wichtige Erkenntnisse für Psychologie, Pädagogik und Medizin.
Geteilte Aufmerksamkeit ist ein wichtiger Teil unseres täglichen Lebens. In vielen Situationen müssen wir gleichzeitig mehrere Dinge beachten und verarbeiten. Das Gehirn ist in der Lage, diese Informationsströme parallel zu verarbeiten, allerdings mit Einschränkungen. Besonders wenn die verschiedenen Reize sehr ähnliche kognitive Funktionen beanspruchen, kommt es zu Überlastungen und Leistungseinbußen. Ein typisches Beispiel ist das Autofahren. Dabei müssen wir ständig unsere Geschwindigkeit, die Verkehrsschilder, das Fahrverhalten anderer Verkehrsteilnehmer sowie gleichzeitig ein Gespräch mit dem Beifahrer verarbeiten. Wie gut uns das gelingt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ist die Strecke sehr vertraut, können viele Fahraufgaben automatisch abgerufen werden, sodass mehr kognitive Ressourcen für das Gespräch zur Verfügung stehen. Führen wir jedoch eine unbekannte Route, binden die Fahraufgaben mehr Aufmerksamkeit, was die Leistungsfähigkeit beim Gespräch beeinträchtigt. Generell lässt sich sagen, dass die Fähigkeit zur geteilten Aufmerksamkeit stark variieren kann. Manche Menschen sind besser darin, mehrere Reize gleichzeitig zu verarbeiten, während andere schneller an ihre Grenzen stoßen. Auch der Übungsgrad spielt eine Rolle – je mehr Erfahrung wir in einer Tätigkeit haben, desto automatisierter können wir sie ausführen und desto mehr Kapazität bleibt für Zusatzaufgaben. Allerdings gibt es immer Grenzen, da unser Gehirn nur eine begrenzte kognitive Leistungsfähigkeit hat. Um mögliche Überforderungen zu vermeiden, ist es daher wichtig, unsere Aufmerksamkeit situativ zu priorisieren und nicht zu viele Dinge gleichzeitig zu versuchen. In manchen Fällen ist es sinnvoll, bestimmte Reize gezielt auszublenden oder zu unterdrücken, um sich auf die Hauptaufgabe konzentrieren zu können. Diese Fähigkeit zur selektiven Aufmerksamkeit ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt unseres kognitiven Funktionierens.
Literatur
Stangl, W. (2014, 24. Mai). Aufmerksamkeit Konzentration Vigilanz. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Aufmerksamkeit.shtml