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Was ist eigentlich ein Lehrbuch?

    Lehrbücher haben den Anspruch sowohl wissenschaftshistorische Theorien und Strömungen als auch aktuelle Tendenzen wissenschaftlicher Fachrichtungen und weiterer angrenzender Gebiete darzustellen, wobei sie kompaktes Wissen mithilfe von wissenschaftlicher Sprache und Fachsprache aufbereiten. In ihren Funktionen und Konzeptionen orientieren sie sich häufig an Zielgruppen, also etwa StudentInnen, Expertinnen einer Fachdisziplin oder verwandter Disziplinen. Vor allem im Studienbetrieb ermöglichen sie das Erlernen der Grundlagen des Denken und Wissens in einem bestimmten Fach, wobei häufig auf fachübergreifende Debatten etwa aus dem Bereich der Wissenschaftstheorie oder Methodik verwiesen und deren Bedeutung in der eigenen Disziplin dargelegt wird.

    Lehrbücher können der Literaturgattung der wissenschaftlichen Literatur zugeordnet werden, wenngleich es aufgrund gewisser ähnlicher Merkmale etwa zum Schulbuch eine Hybridstellung einnehmen kann, doch gibt es im Gegensatz zu Schulbüchern bei wissenschaftlichen Lehrbüchern keine Lehrpläne, an denen sich ein Lehrbuch orientieren muss.

    Lehrbücher können auch als Wissensordnung verstanden werden, denn Wissensordnungen markieren die Differenz zwischen dem Wissen und dem Nicht-Wissen, d. h., ein Lehrbuch ist als von der Lehre kundigen AutorInnen an der Lehre unkundigen LeserInnen gerichtet, sodass das, was ein Buch zum Lehrbuch macht, die didaktische Differenz ausmacht, also das Nicht-Können bzw. Nicht-Wissen einerseits und das Wissen bzw. Können andererseits. Diese Differenz wird also zwischen Lehrenden und Lernenden angenommen, wobei das Wissen im Lehrbuch vom Nicht-Wissenden zu eigenem Wissen transformiert werden kann.

    Lehrbücher versuchen in der Regel, den aktuellen Forschungsstand zu älteren und neueren Theorien und Modellen darzulegen sowie deren Rezeption in der Wissenschaft oder auch in ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft aufzuzeigen, wobei die Entstehung und Entwicklung des wissenschaftlichen Wissens anhand von Brüchen, Paradigmenwechseln und Querverbindungen dargelegt wird. Auch sind Lehrbücher pädagogische Vehikel für das Fortbestehen der normalen Wissenschaft, sodass sie gemäß Kuhn nach jeder wissenschaftlichen Revolution neu geschrieben werden müssen.






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