Eine anechoische Kammer, auch als „schalltote Kammer“ oder „reflexionsarmer Raum“ bezeichnet, stellt einen speziell konstruierten Raum dar, der so gestaltet ist, dass er nahezu alle Schallreflexionen und elektromagnetische Wellen absorbiert. Die Wände, der Boden und die Decke sind mit speziellen schallabsorbierenden Materialien ausgekleidet, wobei häufig keilförmige Strukturen zum Einsatz kommen.
Die Erfahrung des Aufenthalts in einer anechoischen Kammer wird von den meisten Menschen als ungewöhnlich und mitunter als unangenehm beschrieben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die extreme Stille eine Wahrnehmung von Geräuschen evoziert, die üblicherweise nicht bewusst wahrgenommen werden. Dazu zählen beispielsweise das Blinzeln der Augen oder das Fließen des Blutes in den Adern. Einige Besucher berichteten von Übelkeit und Desorientierung, die durch die ungewohnte Stille ausgelöst wurden. In einer anechoischen Kammer wird die eigene Wahrnehmung von Geräuschen beeinflusst, d. h., in einer anechoischen Kammer wird der Mensch selbst zum Geräusch.
Anechoische Kammern finden Anwendung in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, darunter die Akustikforschung, die Entwicklung von Audioprodukten, die Telekommunikation sowie die Kalibrierung von Messgeräten. Der Einsatz anechoischer Kammern erfolgt primär im Rahmen akustischer Messungen, Experimente und Tests, bei denen eine möglichst reflexionsfreie Umgebung erforderlich ist. Eine solche Kammer ist in der Regel auch von äußeren Geräuschen isoliert, um eine nahezu vollständige Stille im Inneren zu gewährleisten. Die extreme Stille findet Verwendung in Produktprüfungen und Forschungsprojekten. So führte der Motorradhersteller Harley-Davidson hier Tests durch, um die Lautstärke seiner Motorräder zu reduzieren, ohne dabei den charakteristischen Klang zu beeinträchtigen. Auch der Haushaltsgerätehersteller Whirlpool nutzte die Kammer, um die Klangwahrnehmung von Verbrauchern zu erforschen.