Langeweile und Monotonie im Arbeitsalltag werden oft als Bagatellen betrachtet, die jedoch schwerwiegende Konsequenzen haben können. Der Terminus „Bore-out“ verweist auf einen Zustand beruflicher Leere, der sich durch anhaltende Langeweile, Sinnverlust und Frustration äußert. Obwohl das klinisch-psychologische Syndrom Bore-out nicht in den offiziellen Diagnosekatalogen der Weltgesundheitsorganisation verzeichnet ist, wird es in Fachkreisen als Erleben von Monotonie bezeichnet. Die Symptomatik zeigt sowohl psychische als auch physische Ähnlichkeiten mit den Symptomen eines Burn-outs, obwohl die Ursachen dieser beiden Störungsbilder konträr sind. Empirische Studien belegen, dass besonders anfällig für das Bore-out sind Menschen mit einer hohen Affinität zu Leistung, die ihre Identität und Selbstwert aus ihrer beruflichen Tätigkeit ziehen. Wird dieser Prozess über einen längeren Zeitraum unterbrochen, indem keine Herausforderungen mehr bewältigt werden und keine Anerkennung mehr erfahren wird, so stellt sich nicht, wie häufig angenommen, Entspannung ein, sondern es manifestiert sich ein Gefühl der inneren Leere. Obschon Monotonie an sich nicht als krankheitsauslösend zu betrachten ist, kommt der subjektiven Wahrnehmung eine zentrale Bedeutung zu. Personen, die über ein differenziertes Selbstbild sowie eine stabile Resilienz verfügen, tendieren dazu, Phasen beruflicher Unterforderung besser zu kompensieren. Gemäß der aktuellen Forschung manifestiert sich das Phänomen des Bore-out in unterschiedlichen Formen, die sich in einer Antriebslosigkeit, Gereiztheit und Zynismus äußern können. Darüber hinaus können psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopf- oder Rückenschmerzen auftreten (vgl. Diesbrock, 2024). Betroffene berichten von dem Eindruck, entbehrlich zu sein. Dies ist eine Wahrnehmung, die langfristig das Selbstwertgefühl untergräbt. Gemäß der Expertise wird zur Prävention und Überwindung eines Bore-outs ein stufenweises Vorgehen empfohlen.
Der erste Schritt besteht in einer ehrlichen Selbstreflexion, bei der Betroffene die Ursachen ihres Problems und ihre persönlichen Bedürfnisse klar benennen sollten. Um eine zielführende Lösung zu finden, empfiehlt es sich, die fehlenden Elemente und die gewünschten Eigenschaften schriftlich zu dokumentieren. In einem zweiten Schritt ist es von Bedeutung, aktiv Einfluss auf die Arbeitssituation zu nehmen. Zu diesem Zweck können zusätzliche Projekte initiiert, Job-Rotation implementiert oder Weiterbildungmaßnahmen umgesetzt werden, um neue Impulse zu generieren. Eine offene Kommunikation mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten ist in diesem Kontext von essenzieller Bedeutung, auch wenn das Eingeständnis von Unterforderung in einigen Unternehmenskulturen als Tabu gilt. In der Planung des weiteren Berufswegs kann ein dritter Schritt in Form eines Wechsels der Position oder des Arbeitgebers erforderlich sein, wenn keine innerbetrieblichen Lösungen zur Verfügung stehen und dies als der gesündeste Weg erachtet wird. Parallel dazu empfiehlt es sich, auch außerhalb der Arbeit Erfüllung zu suchen, etwa durch kreative Projekte, Ehrenamt oder persönliche Weiterentwicklung. Es konnte festgestellt werden, dass die Erfahrung von Sinn außerhalb des Berufs dazu beitragen kann, einen innerbetrieblichen Mangel zumindest zeitweise zu kompensieren. Es konnte in der Forschung festgestellt werden, dass mentale Strategien, wie etwa Achtsamkeit, Selbstakzeptanz oder therapeutische Unterstützung, einen signifikanten Beitrag zur nachhaltigen Bewältigung von Burn-out leisten können. Häufig liegen tiefere Ursachen zugrunde, die beispielsweise in einem stark leistungsbezogenen Selbstwertgefühl oder in perfektionistischen Denkmustern begründet liegen können. Das klinische Syndrom des Bore-out ist demnach in der Regel nicht auf faule Arbeitsmotivation zurückzuführen, sondern stellt eine ernstzunehmende psychische Belastung mit realen gesundheitlichen Folgen dar. Warnsignale wie Rückzug, Müdigkeit, Gereiztheit und psychosomatische Beschwerden sollten frühzeitig ernst genommen werden. Das Ziel besteht darin, einen autonomen Umgang mit der eigenen beruflichen Rolle zu etablieren und zu erkennen, dass nicht jede berufliche Tätigkeit zwangsläufig als sinnstiftend erlebt werden muss, um ein erfülltes Leben zu führen.
Literatur
Diesbrock, T. (2024). Bore-out erkennen und überwinden: Wege aus der inneren Kündigung. Hamburg: Eigenverlag.
Stangl, W. (2015, 14. Jänner). Boreout. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https:// lexikon.stangl.eu/4962/boreout.