Algorithmen, die Suchergebnisse, Empfehlungen und Informationen für die Internetnutzenden auswählen, haben den Alltag der Menschen längst durchdrungen und beeinflussen, wie sie die Welt wahrnehmen. Auf algorithmischer Selektion basierende Dienste wie Google, WhatsApp, Instagram oder Netflix nehmen damit auch Einfluss auf das Verhalten, indem sie die Entscheidungen in eine bestimmte Richtung lenken. Eine repräsentative Befragung in der Schweiz (Latzer et al., 2020) hat nun erhoben, wie Menschen solche Algorithmen wahrnehmen und welche Bedeutung sie ihnen zumessen. Dabei zeigte sich, dass so gut wie alle InternetnutzerInnen (92%) algorithmische Selektionsanwendungen wie WhatsApp (97%), die Google-Suche (96%) oder Facebook (67%) nutzen. Trotzdem stufen die Befragten die Wichtigkeit solcher algorithmischen Anwendungen für ihren Alltag als gering ein und glauben nach wie vor, dass Gespräche mit Freunden und Familienmitgliedern wichtiger sind als algorithmische Online-Alternativen.
Offenbar ist vielen Usern nicht bewusst, dass oft automatisierte Algorithmen den genutzten Anwendungen zugrunde liegen, also etwa auf Facebook und ähnlichen Diensten News-Feeds durch Algorithmen und nicht von dafür angestellten Menschen erstellt werden. Dennoch ist ein diffuses Bewusstsein über Risiken verbreitet, doch zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen Problembewusstsein und Verhalten, denn obwohl 93% der Befragten angaben, im Internet einseitig oder verzerrt informiert zu werden, prüft nur ein Viertel der Social-Media-NutzerInnen die Richtigkeit von Nachrichten, die in ihrem News-Feed erscheinen, indem sie zusätzliche Quellen konsultieren. Interessanterweise ist das Vertrauen in algorithmische Dienstleistungen gering (27%), wobei dieser Kontrollverlust dazu führt, dass sich viele mehr Regulierung wünschen, dass etwa besser kontrolliert werden sollte, wie die sozialen Medien oder die Google-Suche funktionieren.
Link zum Forschungsprojekt: http://mediachange.ch/research/algosig
Literatur
Latzer, M., Festic, N., & Kappeler, K.(2020). Reports 1-4 of the project The Significance of Algorithmic Selection for Everyday Life: The Case of Switzerland. Zürich: Universität Zürich.