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Wie einfache Maschinen zu emotionalen Familienmitgliedern werden

    Die Idee, dass Maschinen emotionale Bindungen zu Menschen entwickeln können, ist längst keine Zukunftsphantasie mehr. Eine aktuelle Untersuchung von Zhao & McEwen (2025) zeigte eindrücklich, wie sich emotionale Beziehungen zwischen Menschen und einfachen Haushaltsrobotern rasch und tiefgreifend entfalten können. Im Jahr 2021 erhielten 19 Familien einen Vorleseroboter namens Luka, der Vorschulkindern beim Lesenlernen helfen sollte. Vier Jahre später war Luka in 18 der 19 Haushalte weiterhin präsent, obwohl seine Lesehilfe nicht mehr erforderlich war. Der 24 cm große Roboter wurde für viele Kinder zu einem festen Familienmitglied und erhielt liebevolle Bezeichnungen wie „kleiner Bruder“ oder „einziges Haustier“. Diese emotionalen Zuschreibungen zeigen, dass Luka weit mehr war als ein technisches Hilfsmittel. Bemerkenswert war auch, dass die Familien den Roboter nicht aus rein praktischen Gründen behielten, sondern aus nostalgischer Verbundenheit. Eltern und Kinder hatten eine starke emotionale Bindung zu Luka entwickelt, der mehr als ein Lesegerät war – er war Teil der Familiengeschichte. Luka fand einen festen Platz in Kinderzimmern, entweder auf Bücherregalen oder Schreibtischen, oft liebevoll dekoriert, und wurde als Begleiter durch die kindliche Entwicklung wahrgenommen.

    Selbst einfache Roboter können daher bereits bedeutende soziale Rollen übernehmen – ganz ohne hochentwickelte Technologie, wobei dies möglicherweise erst der Anfang ist. Die Studie verdeutlicht auch, dass schon einfache soziale Signale ausreichen, um emotionale Bindungen zwischen Menschen und Maschinen zu fördern.

    Die Konsequenzen dieses Wandels sind vielseitig. Einerseits eröffnen sich neue emotionale Unterstützungsformen durch Roboter; andererseits stellt sich die Frage, welche Auswirkungen solche Bindungen auf die menschliche Psyche haben. Insgesamt zeigt die Studie, dass die Fähigkeit, emotionale Beziehungen zu Maschinen aufzubauen, nicht nur eine technische, sondern vor allem eine soziale Herausforderung ist. Die Einbindung von Robotern in den Alltag könnte die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren, grundlegend verändern und neue Perspektiven für unser soziales Miteinander eröffnen.

    Literatur

    Zhao, Z., & McEwen, R. (2025). The Robot That Stayed: Understanding How Children and Families Engage with a Retired Social Robot. Frontiers in Robotics and AI, doi:10.3389/frobt.2025.1628089

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