Aus den ethnographischen Untersuchungen geht hervor, dass sich die Menschen oft auf Beziehungen außerhalb der Gruppe verlassen müssen, um Zugang zu nicht-lokalen Ressourcen zu erhalten, doch weiß man wenig darüber, wie die Menschen ihre Kooperationspartner außerhalb ihrer eigenen Gruppe auswählen. Die Wahl der von gruppeninternen Partnern beruht bekanntlich auf Merkmalen, die mit einer besseren Zusammenarbeit verbunden sind, etwa Vertrauenswürdigkeit und Produktivität. Daher stell sich die Frage, ob die Auswahl von Partnern außerhalb der eigenen Gruppe auf denselben Kriterien wie innerhalb der Gruppe beruht. Pisor & Gurven (2018) haben an einer bolivianischen Stichprobe untersucht, nach welchen Kriterien diese Freunde auswählt, die einer anderen Gruppe angehören. Es zeigte sich dabei, dass Menschen sehr ähnliche Kriterien anwenden wie bei der Auswahl von Freunden innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft, denn in beiden Fällen zählen vor allem individuelle Eigenschaften, die die Kooperation fördern. Es zeigte sich aber auch, wenn es darum geht, begrenzte Ressourcen aufzuteilen, spezielle vorurteilshafte Gruppeneigenschaften diese Wahl beeinflussen. Offenbar können Gruppengrenzen nur dann überwunden werden, wenn zwei Gruppen eine gemeinsame Basis finden.
Literatur
Pisor, A. & Gurven, M. (2018). When to diversify, and with whom? Choosing partners among out-group strangers in lowland Bolivia. Evolution and Human Behavior, 39, 30-39.