Manche Frauen entwickeln kurz vor ihrer Menstruation neben Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Brustspannen auch einen plötzlichen Heißhunger auf Süßes, Fettes oder Salziges. Diese Gelüste auf bestimmte Lebensmittel werden vor allem in Zusammenhang mit den biochemischen Veränderungen während des Monatszyklus gebracht, wobei nach einer Untersuchung von Strahler et al. (2020) das weibliche Gehirn kurz vor der Periode auch besonders sensibel auf Essensreize reagiert. Man bot in einem Zeitraum von drei Monaten jungen gesunden Frauen, die nicht hormonell verhüten, in der ersten Zyklushälfte, zur Zeit des Eisprungs und in der Zeit kurz vor der Menstruation Bilder hoch- und niedrigkalorischer Lebensmittel und ließ diese hinsichtlich ihrer Schmackhaftigkeit bewerten. Die Messung der Aufmerksamkeit und der Sensibilität gegenüber den Bildern erfasste man mittels Elektroenzephalogramm bzw. maß die jeweilige Konzentration des Geschlechtshormons Progesteron. Die Daten belegen, dass Frauen in der Zeit kurz vor der Menstruation deutlich sensibler auf Bilder hochkalorischer Lebensmittel reagieren als in anderen Zyklusphasen, wobei sich dieser Effekt nicht für niedrigkalorische Lebensmittel zeigte. Je niedriger die Progesteron-Konzentration und je größer die Beeinträchtigungen, von der die Frauen im Zusammenhang mit ihrer Periode berichteten, umso geringer war die EEG-Reaktion auf Bilder hochkalorischer Lebensmittel, wobei es auch keine Unterschiede in der subjektiven Bewertung der Bilder gab. Man nimmt daher an, dass es Frauen mit niedrigen Progesteronspiegeln in der Zeit vor der Periode und mit höheren durch die Periode bedingten Beschwerden leichter fällt, ihre Aufmerksamkeit auf Essensreize zu lenken.
Literatur
Strahler, J., Hermann, A., Schmidt, N. M., Stark, R., Hennig, J., & Munk, A. J. (2020). Food Cue-Elicited Brain Potentials Change Throughout Menstrual Cycle: Modulation by Eating Styles, Negative Affect, and Premenstrual Complaints. Hormones and behavior, 124,doi:10.1016/j.yhbeh.2020.104811.