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Kommunikation Mensch-Pferd

    Man fand heraus, dass Pferde ihre Besitzer sogar auf Fotos wiedererkennen, und dass sie sich an diesen Menschen auch dann erinnern, wenn sie ihn zuvor sechs Monate lang nicht mehr gesehen hatten bzw. sogar noch wissen, wie die Stimmung beim letzten Besuch war. Man vermutet, dass das daran liegt, dass Pferde soziale Tiere sind, sodass es für sie nützlich ist, sich daran zu erinnern, ob ein anderes Tier bei der letzten Begegnung freundlich oder aggressiv war. So können sie ihr eigenes Verhalten entsprechend anpassen. In Experimenten zeigte man Pferden zwei Minuten lang das Foto eines Menschen, entweder mit ärgerlichem oder glücklichem Gesichtsausdruck. Trafen sie diese Person einige Stunden später mit neutralem Gesichtsausdruck, zeigten die Pferde eine andere Reaktion, je nachdem welches Foto sie zuvor gesehen hatten. War die Person zuvor verärgert gewesen, schauten sie diese signifikant häufiger zuerst und auch länger mit dem linken Auge an, das Pferde für negative oder potenziell gefährliche Reize bevorzugen. Außerdem zeigten sie häufiger Übersprungshandlungen wie Scharren, Schnüffeln am Boden oder Lecken und Kauen. Hatten sie den Menschen zuvor glücklich gesehen, gab es für den ersten Blick auf die Person kein eindeutig bevorzugtes Auge, doch die Pferde betrachteten den Menschen aber insgesamt länger mit dem rechten Auge, das für die Wahrnehmung positiver sozialer Reize zuständig ist.

    Neueste Untersuchungen haben gezeigt, dass Pferde auch intellektuell hoch entwickelte Wesen sind, die auch Abstraktes lernen können und eine sehr feine Wahrnehmung haben. Die Wahrnehmung von Pferden ist zwar fein, aber anders als die menschliche, was eine Ursache vieler Missverständnisse darstellt. Das Tier reagiert oft auf etwas, was der Mensch gar nicht wahrnimmt, denn so haben Pferde alleine durch die Anordnung ihrer großen Augen an den Seiten des Kopfes einen völlig anderen Blick auf die Welt, nämlich fast einen Rundumblick. Dreidimensional sehen sie jedoch nur einen relativ kleinen Bereich, was bedeutet, sie können größtenteils schlecht Entfernungen abschätzen. Wenn ein Pferd etwas erblickt, das aus seiner Sicht gefährlich werden könnte, läuft es als geborenes Fluchttier sofort weg. Erschreckend für ein Pferd ist etwa alles, was sich auf dem Boden bewege, besonders aber Bewegungen von schräg hinten. In angsteinflößenden Situationen hilft es, wenn das Pferd von einem vorangehenden Artgenossen begleitet wird, wobei das Führpferd auf jeden Fall ranghöher sein muss, denn sonst hat es keine Vorbildfunktion.

    Pferde sind in Sachen Geräuschwahrnehmung den Menschen deutlich überlegen, denn sie können jedes Ohr unabhängig voneinander um bis zu 180 Grad drehen, sodass sie verschiedene Geräusche und deren Ursprung sehr genau orten können und dafür nicht einmal ihren Kopf drehen müssen. Damit das möglich ist, hat jedes Ohr 16 Muskeln. Darüber hinaus hören sie auch deshalb fast doppelt so gut wie Menschen, weil sie mehr Frequenzen wahrnehmen, und zwar Töne bis 33.500 Hertz (der Mensch nur bis etwa 20.000 Hertz). Pferde besitzen auch ein gutes Geräuschgedächtnis und unterscheiden Geräusche auch besser, sodass sie Menschen schon am Schritt erkennen können. Pferde lieben darüber hinaus besonders Vokale, und zwar je höher und länger ausgeprägt, desto besser. Die Ohrengröße ist übrigens nicht nur von der Körpergröße der Pferde abhängig, sondern auch von der Rasse, denn so haben Rassen, die aus kälteren Regionen stammen, kleinere Ohren, was diese vor Erfrierungen schützen soll. Aufgrund ihrer hohen Sensibilität reagieren Pferdeohren auf Wind sehr empfindlich, denn bei Wind nimmt ein Pferd noch mehr Geräusche als sonst wahr bzw. es kann diese nicht mehr so genau verorten. Pferde sind daher als Fluchttiere bei Wind immer äußerst angespannt. Pferde nutzen ihre Ohren auch um zu kommunizieren: Zurückgedrehte Ohren signalisierenetwa Wut oder Gefahr, bei seitlich ausgerichteten, leicht hängenden Ohren ist das Pferd entspannt, gelangweilt oder döst einfach nur. Wenn die Ohren sehr schnell nach vorne und hinten wechseln, ist das Pferd vermutlich gerade verunsichert, denn es weiß dann nicht so genau, was wichtig ist und worauf es reagieren soll. Wenn es sehr laut wird, legen Pferde manchmal die Ohren an, um so ihr Gehör zu schützen.

    Als Tiere, die hauptsächlich via Körpersprache kommunizieren, bekommen Pferde auch viel von Menschen mit, was diesen meist gar nicht bewusst ist, also ihre Gestik und Mimik genau beobachten (siehe der „Kluge Hans„). Im Umgang mit Pferden sollte daher sehr bewusst mit der eigenen Körpersprache und Energie umgegangen werden, denn so vermittelt etwa ein Schlendern mit hängenden Schultern den Pferden einen entspannten Eindruck. Auch die überwiegend sehr feine Körpersprache der Pferde, die zum Teil aus winzigen Bewegungen besteht, sollte bemerkt und richtig interpretiert werden. Wie sehr Pferde auch auf die innere Verfassung des Reiters auf ihrem Rücken reagieren, den sie logischerweise kaum sehen können, wurde bei einem Experiment deutlich. Dabei wurde Reitern mitgeteilt, gleich gehe zu Studienzwecken ein Regenschirm auf, dann werde noch Wasser gespritzt – ihr Pferd werde sich also erschrecken. Die Forscher maßen dabei die Herzfrequenz von Pferd und Reiter, und ging beim Menschen in Anbetracht der angekündigten Maßnahmen der Puls hoch, folgte sogleich der des Tieres, obwohl weder Schirm noch Wasser in Sicht waren. Diese genaue Beobachtungsgabe haben sie offensichtlich mit Hunden gemein.

    Pferde haben auch ein extrem gutes Gedächtnis, denn für eine Studie waren sie darauf trainiert worden, ihnen im Original gezeigte Gegenstände auch auf einem Foto anzuzeigen. Auch nach sechs Jahren konnten die Pferde die Aufgaben fast perfekt lösen, sogar noch besser als sechs Jahre zuvor.

    Übrigens sollte man Pferde nur mit der Stimme loben, sie vielleicht auch kraulen, doch das weit verbreitete Klopfen mögen diese Tiere gar nicht.

    Literatur

    Stangl, W. (2021). Tierkommunikation – Kommunikation der Tiere. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/Tierkommunikation.shtml (21-03-05)
    https://www.cavallo.de/reiterwissen/wie-lange-erinnern-sich-pferde/ (21-03-05)
    dpa-Newskanal vom September 2021
    https://www.pferde.de/magazin/pferdeohren-7-fakten-die-du-gehoert-haben-solltest/ (22-01-08)